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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  A-Z

 


Viel kraftvolle Schlдge schlug da dieser Markgraf reich. (2273)

Da wichen ihm die beiden, Volker und Hagen, weit,
Wie ihm verheiЯen hatten die Recken kьhn im Streit;
Noch traf er bei der Tьre so manchen Kьhnen an,
Dass Rьdiger die Feindschaft mit groЯen Sorgen begann. (2274)

Aus Mordgierde lieЯen in das Haus ihn ein
Gernot und Gunther; das mochten Helden sein.
Zurьck wich da Geiselher; fьrwahr, es war ihm leid:
Er hoffte noch zu leben, drum mied er Rьdigern im Streit. (2275)

Da sprangen zu den Feinden die in Rьdgers Lehn,
Man sah sie hohen Mutes bei ihrem Herren gehn.
Schneidende Waffen trugen sie an der Hand:
Da brachen viel der Helme und mancher schцne Schildesrand. (2276)

Da schlugen auch die Mьden manchen harten Schlag
Auf die von Bechlaren, der tief und eben brach
Durch die festen Panzer und drang bis auf das Blut:
Sie taten in dem Sturme viel Wunder herrlich und gut. (2277)

Das edle Heergesinde war nun in dem Saal;
Volker und Hagen, die sprangen hin zumal:
Sie gaben niemand Frieden als dem einen Mann;
Das blut von ihren Hieben von den Helmen nieder rann. (2278)

Wie da der Schwerter Tosen so furchtbar erklang,
Dass unter ihren Schlдgen das Schildgespдng zersprang!
Die Schildsteine rieselten nieder in das Blut;
Da fochten sie so grimmig wie man es nie wieder tut. (2279)

Der Vogt von Bechlaren schuf hin und her sich Bahn,
Wie einer der mit Krдften im Sturme werben kann;
Des Tages ward an Rьdiger herrlich offenbar,
Dass er ein Recke wдre kьhn und ohne Tadel gar. (2280)

Hier standen diese Degen, Gunther und Gerenot,
Sie schlugen in dem Streite viel der Helden tot;
Geiselhern und Dankwart am Heile wenig lag:
Da brachten sie gar manchen hin zu seinem jьngsten Tag. (2281)

Wohl erwies da Rьdiger, dass er stark genug,
Kьhn und wohl gewaffnet; hei! Was er Helden schlug!
Das sah ein Burgonde, dem schuf es Zorn und Not:
Davon begann zu nahen des edeln Rьdigers Tod. (2282)

Gernot der starke rief den Helden an.
Er sprach zum Markgrafen: “Ihr wollt von unserm Bann
Niemand leben lassen, viel edler Rьdiger:
Das schmerzt mich ohne MaЯen; ich ertrag es lдnger nicht mehr. (2283)

“Nun mag euch eure Gabe zu Unstatten kommen,
Da ihr mir der Freunde habt so viel benommen.
Nun bietet mir die Stirne, ihr edler kьhner Mann:
Eure Gabe wird verdienet so gut ich immer nur kann.” (2284)

Bevor da der Markgraf zu ihm gedrungen war,
Ward noch getrьbt vom Blute manch lichter Harnisch klar.
Da liefen sich einander die Ehrbegiergen an:
Jedweder sich zu schirmen vor starken Wunden begann. (2285)

Ihre Schwerter waren schneidig, es schirmte nichts dagegen.
Da schlug Gernoten Rьdiger der Degen
Durch den steinharten Helm, dass niederfloss das Blut:
Das vergalt ihm balde dieser Ritter kьhn und gut. (2286)

Da schwang er Rьdgers Gabe, die ihm in Hдnden lag:
Wie wund er war zum Tode, er schlug ihm einen Schlag
Durch des Helmes Bдnder und durch den festen Schild,
Davon ersterben musste der gute Rьdiger mild. (2287)

Nie ward so reicher Gabe so schlimm gelohnet mehr
Da fielen beid erschlagen Gernot und Rьdiger,
Im Sturme gleichermaЯen von beider Kдmpfer Hand.
Da erst ergrimmte Hagen, als er den groЯen Schaden fand. (2288)

Da sprach der Held von Tronje: “Es ist uns schlimm bekommen
So groЯen Schaden haben wir an den zwein genommen,
Dass wir ihn nie verwinden, noch auch ihr Volk und Land.
Uns Heimatlosen bleiben nun Rьdgers Helden zu Pfand.” (2289)

* Da wollte keiner weiter von dem andern was ertragen;
Mancher ward danieder unverletzt geschlagen,
Der wohl noch wдr genesen: Ob ihm war solcher Drang,
Weil heil er sonst gewesen, dass er im Blute doch ertrank. (2290)

“Weh mir um den Bruder! Der fiel hier in den Tod:
Was mir zu allen Stunden fьr leide Mдre droht!
Auch muss mich immer reuen der edle Rьdiger:
Der Schad ist beidenthalben und groЯen Jammers Beschwer.” (2291)

Als der junge Geiselher sah seinen Bruder tot,
Die da im Saale waren, die mussten leiden Not.
Der Tod warb um Beute unter Rьdgers Heer:
Deren von Bechlaren entging kein einziger mehr. (2292)

Gunther und Hagen und auch Geiselher,
Dankwart und Volker, die guten Degen hehr,
Die gingen zu der Stelle wo man die Toten fand:
Wie jдmmerlich da weinten diese Helden auserkannt! (2293)

“Uns raubt der Tod die Besten,” sprach Geiselher das Kind.
“Nun lasset euer Weinen und gehn wir an den Wind,
Dass sich die Panzer kьhlen uns streitmьden Degen:
Es will nicht Gott vom Himmel, dass wir lдnger leben mцgen.” (2294)

Den sitzen, den sich lehnen, sah man manchen Mann.
Sie waren wieder mьЯig; die in Rьdgers Bann
Waren all erlegen; verhallt war Drang und StoЯ.
Die Stille wдhrte lange, bis es Etzeln verdross. (2295)

“O weh dieser Dienste!”, sprach des Kцnigs Weib.
“Er ist nicht so getreue, dass unsrer Feinde Leib
Des entgelten mьsste von Rьdigers Hand:
Er will sie wiederbringen in der Burgonden Land. (2296)

“Was hilft uns, Kцnig Etzel, dass wir an ihn vertan
Wes er nur begehrte? Er hat nicht wohl getan:
Der uns rдchen sollte will der Sьhne pflegen.”
Da gab ihr Volker Antwort, dieser zierliche Degen: (2297)

“Dem ist nicht also leider, viel edles Kцnigsweib;
Und dьrft ich Lьgen strafen ein so hehres Weib,
So hдttet ihr recht teuflisch auf Rьdiger gelogen:
Er und seine Degen sind um die Sьhne gar betrogen. (2298)

“So williglich vollbracht er was der Kцnig ihm gebot,
Dass er und sein Gesinde hier fielen in den Tod.
Nun seht euch um, Kriemhilde, wem ihr gebieten wollt:
Euch war bis an sein Ende Rьdiger getreu und hold. (2299)

“Wollt ihr das nicht glauben, so schaut es selber an.”
Zu ihrem Herzeleide ward es da getan:
Man trug den Held erschlagen hin wo ihn der Kцnig sah.
Kцnig Etzels Degen so leid wohl nimmer geschah. (2300)

Als sie den Markgrafen tot sahen vor sich tragen,
Da vermцcht euch kein Schreiber zu deuten noch zu sagen
Die ungebдrdge Klage so von Weib als Mann,
Die sich von Herzenjammer allda zu zeigen begann. (2301)

Kцnig Etzels Jammer ward so stark und voll,
Wie eines Lцwen Stimme dem reichen Kцnig scholl
Der Wehruf der Klage und auch dem Kцnigsweib:
Sie weinten ьbermдЯig um des guten Rьdiger Leib. (2302)



38. Abenteuer
Wie Dietrichens Recken erschlagen wurden


Der Jammer allenthalben zu solchem MaЯe schwoll,
Dass von dem Wehrufe Pallas und Turm erscholl.
Da vernahm es auch ein Berner aus Dietrichens Bann:
Der schweren Botschaft willen, wie kam er eilig heran! (2303)

Er sprach zu dem Fьrsten: “Hцrt mich, Herr Dieterich,
Was ich je erlebte, so herzensjдmmerlich
Hцrt ich niemals klagen als ich jetzt vernahm:
Ich fьrchte, dass der Kцnig nun selber zu der Hochzeit kam. (2304)

“Wie wдren sonst die Leute all in solcher Not?
Der Kцnig oder Kriemhild, davon ward eins dem Tod
Von den kьhnen Gдsten in ihrem Zorn gesellt;
Es weint ьbermдЯig gar mancher zierliche Held.” (2305)

Da sprach der Vogt von Berne: “Ihr Getreun in meinem Bann,
Seid nicht allzu schnelle: Was hier auch ward getan
Von den Heimatlosen, sie zwang dazu die Not:
Nun lasst sie des genieЯen, dass ich ihnen Frieden bot.” (2306)

Da sprach der kьhne Wolfhart: “Lasst mich zum Saale gehn,
Der Mдre nachzufragen was da ist geschehn:
Ich will euch dann berichten, viel lieber Herre mein,
Wenn ich es dort erkunde, was der Klage Grund mцge sein.” (2307)

Da sprach der Herre Dietrich: “Wenn man sich Zorns versieht,
Und ungestьmes Fragen zur Unzeit dann geschieht,
Das betrьbt den Recken leicht den hohen Mut
Darum will ich, Wolfhart, nicht dass ihr die Frage tut.” (2308)

Da schickt' er Helfrichen hinaus, den edeln Mann,
Ob er erkunden mцge bei Kцnig Etzels Bann
Oder bei den Gдsten, was da sei geschehn.
Man hatte nie bei Leuten so groЯen Jammer gesehn. (2309)

Der Bote fragte balde: “Was ist hier geschehn?”
Da sprach darunter einer: “Nun musst uns gar zergehn
Der Trost, der uns geblieben noch war in Heunenland:
Hier liegt erschlagen Rьdiger von der Burgonden Hand. (2310)

Nicht einer ist entronnen, der mit ihm ging hinein.”
Das konnte Helfrichen nimmer leider sein.
Nie hцrt' er ьblere Mдre als er hier empfing:
Mit weinenden Augen der Bote hin zu Dietrich ging. (2311)

“Was bringt ihr uns fьr Kunde?”, sprach da Dieterich;
“Was weint ihr so heftig, Degen Helferich?”
Da sprach der edle Recke: “Wohl hab ich Grund zu klagen:
Rьdger liegt, der Gute von den Burgonden erschlagen.” (2312)

Da sprach der Held von Berne: “Das wolle nimmer Gott:
Eine starke Rache wдr es und des Teufels Spott.
Wie hдtt an ihnen Rьdiger verdient solchen Sold?
Ich weiЯ zu wohl die Kunde, er ist den Fremdlingen hold.” (2313)

Da versetzte Wolfhart: “Und wдr es doch geschehn,
So mьsst es ihnen allen an das Leben gehn.
Wenn wirs ertragen wollten, es brдcht uns Schand und Spott,
Da uns so groЯe Dienste der gute Rьdiger bot.” (2314)

Der Vogt von Amelungen erfragt' es gern noch mehr.
Er saЯ in einem Fenster, ihm war das Herz so schwer.
Da lieЯ er Hildebranden zu den Gдsten gehn,
Von ihnen zu erfragen was da wдre geschehn. (2315)

Der sturmkьhne Recke, Meister Hildebrand,
Weder Schild noch Waffen trug er an der Hand.
Er wollte ganz in Frieden zu den Gдsten gehn:
Von seiner Schwester Kinde musst er sich getadelt sehn. (2316)

Da sprach der grimme Wolfhart: “Geht ihr dahin so bloЯ,
So kommt ihr ungescholten nimmer wieder los:
Ihr kehrt mit groЯen Schanden zurьck von eurer Fahrt;
Geht ihr dahin in Waffen, so seid ihr besser bewahrt.” (2317)

Da gьrtete der Alte sich nach des Jungen Rat.
Eh ers inne wurde standen in ihrem Staat
Alle Recken Dietrichs, die Schwerter in der Hand.
Leid war das dem Helden, er hдtt es gern noch abgewandt. (2318)

Er frug, wohin sie wollten: Wie wollen mit euch hin:
Ob von Tronje Hagen auch dann wohl ist so kьhn,
Mit Spott zu euch zu reden wie ihm zu tun gefдllt?”
Als er die Rede hцrte, erlaubt' es ihnen der Held. (2319)

Da sah der kьhne Volker wohl gewaffnet gehn
Die Recken von Berne in Dietrichens Lehn,
Die Schwerter umgegьrtet, die Schilde vor der Hand:
Er sagt' es seinen Herren aus der Burgonden Land. (2320)

Da sprach der Fiedelspieler: “Von dorther seh ich nahn
Recht in Feindesweise die in Dietrichs Bann,
Gewaffnet unter Helmen: Sie wollen uns bestehn.
Nun wird es an das Ьble mit uns Fremdlingen gehn.” (2321)

Es wдhrte nicht mehr lange, so kam auch Hildebrand:
Er setzte vor die FьЯe seinen Schildesrand
Und begann zu fragen die in Gunthers Bann:
“O weh, ihr guten Helden, was hat euch Rьdiger getan? (2322)

Mich hat mein Herre Dietrich her zu euch gesandt,
Ob erschlagen liege, Helden, von eurer Hand
Dieser edle Markgraf wie man uns gab Bescheid?
Wir kцnnten nicht verwinden also schweres Herzeleid. (2323)

Da sprach von Tronje Hagen: “Die Mдr ist nicht erlogen
So gern ichs euch auch gцnnte, wдrt ihr damit betrogen,
Rьdigern zu Liebe: Dann wдr er noch am Leben,
Um welchen Fraun und Mдnner Klage nie genug erhoben.” (2324)

Als sie das vernahmen, Rьdiger sei tot,
Da beklagten ihn die Recken wie die Treue das gebot.
Dietrichens Recken sah man die Trдnen gehn
Ьber Bart zum Kinne; viel Leid war ihnen geschehn. (2325)

Da sprach der Herzog Siegstab aus dem Bernerland:
“O weh, dass all die Liebe hier ein Ende fand,
Die uns erwiesen Rьdiger nach unsers Leides Tagen:
Der Trost der Heimatlosen liegt von euch Helden hier erschlagen.” (2326)

Da sprach von Amelungen der Degen Wolfwein:
“Und sдh ich heut erschlagen den eignen Vater mein,
Nicht mehr mцcht ich weinen als um seinen Leib:
O weh, wer soll nun trцsten des guten Markgrafen Weib?” (2327)

Da sprach im Zornmute der Degen Wolfhart:
“Wer leitet nun die Recken auf mancher Heeresfahrt,
Wie von dem Markgrafen so oft geschehen ist?
O weh, viel edler Rьdiger, dass du uns so verloren bist!” (2328)

Helfrich und Wolfbrand und auch Helmnot
Mit allen ihren Freunden beweinten seinen Tod.
Da mochte nicht mehr fragen vor Seufzen Hildebrand;
Er sprach: “Nun tut, ihr Degen, warum mein Herr uns hergesandt. (2329)

“Gebt uns den toten Rьdiger aus dem Saal,
An dem all unsre Freude erlitt den Jammerfall.
Lasst uns ihm hier vergelten was er an uns getan
Mit so groЯer Treue, und an manchem andern Mann. (2330)

Wir sind hier Fremdlinge wie Rьdiger der Degen.
Wie lang lasst ihr uns warten? Lasst uns ihn aus den Wegen
Tragen, und im Tode lohnen noch dem Mann:
Wir hдtten es wohl billig bei seinem Leben getan.” (2331)

Da sprach der Kцnig Gunther: “Nie war ein Dienst so gut
Als den ein Freund dem Freunde nach dem Tode tut.
Das nenn ich stete Treue, wer das leisten kann:
Ihr lohnet ihm billig, er hat euch Liebes getan.” (2332)

“Wie lange sollen wir flehen?”, sprach Wolfhart der Degen.
“Da unser Trost der Beste erlag von euern Schlдgen,
Und wir ihn nun leider nicht lдnger mцgen haben,
Lasst uns ihn hinnen bringen, dass wir den Recken begraben.” (2333)

Zur Antwort gab ihm Volker: “Niemand bringt ihn euch:
Holt ihn aus dem Hause, wo der Degen reich
Mit tiefen Todeswunden niedersank ins Blut:
So sind es volle Dienste, die ihr an Rьdigern tut.” (2334)

Da sprach der kьhne Wolfhart: “Gott weiЯ, Herr Fiedelmann,
Ihr dьrft uns nicht noch reizen; ihr habt uns Leid getan.
Dьrft ichs vor meinem Herren, so kдmt ihr drum in Not;
Doch mьssen wir es lassen, weil er den Streit uns verbot.” (2335)

Da sprach der Fiedelspieler: “Der fьrchtet sich zu viel,
Der was man ihm verbietet alles lassen will:
Das kann ich nimmer heiЯen rechten Heldenmut.”
Die Rede dдuchte Hagen von seinem Heergesellen gut. (2336)

“Wollt ihr den Spott nicht lassen,” fiel ihm Wolfhart ein,
“Ich verstimm euch so die Saiten, dass ihr noch am Rhein,
Wenn je ihr heimreitet, habt davon zu sagen.
Euer Ьberheben mag ich mit Ehren nicht ertragen.” (2337)

Da sprach der Fiedelspieler: “Wenn ihr den Saiten mein
Die guten Tцne raubtet, eures Helmes Schein
Mьsste trьbe werden dabei von meiner Hand,
Wie ich auch reiten mцge in der Burgonden Land.” (2338)

Da wollt er zu ihm springen; doch war nicht frei die Bahn:
Hildebrand sein Oheim hielt ihn mit Krдften an:
“Ich sehe, du willst wьten in deinem dummen Zorn:
Nun hдtten wir auf immer meines Herrn Huld verlorn.” (2339)

“Lasst los den Leuen, Meister, er ist so verwegen;
Doch kommt er mir zu nahe,” sprach Volker der Degen,
“Hдtt er mit seinen Hдnden die ganze Welt erschlagen,
Ich schlag ihn, dass er ein Widerwort nimmer wieder weiЯ zu sagen.” (2340)

Darob erzьrnte heftig den Bernern der Mut.
Den Schild rьckte Wolfhart, ein schneller Degen gut:
Gleich einem wilden Leuen lief er auf ihn an;
Die Schar seiner Freunde ihm rasch zu folgen begann. (2341)

Mit weiten Sprьngen setzt' er bis vor des Saales Wand,
Doch ereilt' ihn vor der Stiege der alte Hildebrand:
Er sollte vor ihm selber nicht kommen in den Streit.
Zu ihrem Willen fanden sie die Gдste gern bereit. (2342)

Zu Hagen von Tronje sprang Meister Hildebrand:
Man hцrte Schwerter klingen beiden an der Hand.
Sie waren sehr im Zorne das zeigte sich geschwind:
Von der Helden Schwertern ging ein feuerroter Wind. (2343)

Doch wurden sie geschieden in des Streites Not,
Das taten die von Berne wie ihr Mut gebot.
Da wandte sich von Hagen Meister Hildebrand:
Da kam der starke Wolfhart auf den kьhnen Volker gerannt. (2344)

Er schlug den Fiedelspieler auf des Helmes Schein,
Dass des Schwertes Schдrfe drang auf die Spangen ein.
Das vergalt mit Krдften der kьhne Fiedelmann;
Da schlug er Wolfharten, dass er zu straucheln begann. (2345)

Feuers aus den Panzern hieben sie genug;
Grimmen Hass jedweder zu dem andern trug.
Da schied sie von Berne der Degen Wolfwein;
Wдr er kein Held gewesen, so konnt es nimmermehr sein. (2346)

Gunther der Degen mit kampfbereiter Hand
Empfing die starken Helden aus Amelungenland.
Geiselher der Herre, die lichten Helme gut
Macht' er in dem Sturme manchem nass und rot von Blut. (2347)

Dankwart, Hagens Bruder, war ein grimmer Mann:
Was er zuvor im Streite Herrliches getan
An Kцnig Etzels Recken, schien alles nur ein Wind:
Nun erst begann zu toben des kьhnen Aldrians Kind. (2348)

Ritschart und Gerbart, Helfrich und Wichart,
In manchen Stьrmen hatten die selten sich gespart:
Das lieЯen sie wohl schauen die in Gunthers Lehn.
Da sah man Wolfbranden auch im Sturme herrlich gehn. (2349)

Da focht als ob er wьte der alte Hildebrand.
Viel gute Recken mussten vor Wolfhartens Hand
Auf den Tod getroffen sinken in das Blut:
So rдchten Rьdgers Wunden diese Recken kьhn und gut. (2350)

Da focht der Herzog Siegstab wie ihm der Mut gebot:
Hei! Was guter Helme brach in des Sturmes Not
Den Feinden gegenьber Dietrichens Schwestersohn!
Er konnt in dem Sturme nicht gewaltiger drohn. (2351)

Volker der starke, als er das ersah,
Wie Siegstab der kьhne aus harten Panzern da
Bдche Blutes lockte, der Held geriet in Zorn:
Er sprang ihm hin entgegen: Gar bald da hatte verlorn (2352)

Von dem Fiedelspieler das Leben Siegestab:
Volker ihm solche Proben seiner Kьnste gab,
Er fiel von seinem Schwerte nieder in den Tod.
Der alte Hilbrand rдchte das wie ihm sein Eifer gebot. (2353)

“O weh des lieben Herren,” sprach Meister Hildebrand,
“Der uns hier erschlagen liegt von Volkers Hand:
Nun soll der Fiedelspieler auch lдnger nicht gedeihn.”
Hildebrand der kьhne, wie mocht er grimmiger sein? (2354)

Da schlug er so auf Volker, dass von des Helmes Band
Die Splitter allwдrts stoben bis zu des Saales Wand,
Vom Helm und auch vom Schilde, dem kьhnen Fiedelmann:
Davon der starke Volker nun auch sein Ende gewann. (2355)

Als Dietrichs Heergesinde zu dem Streite drang,
Da schlug es, dass in Stьcke mancher Panzer sprang,
Und man der Schwerter Enden hoch fliegen sah
Sie holten aus den Helmen heiЯe Bдche Blutes da. (2356)

Da sah von Tronje Hagen Volker den Degen tot:
Das war beim Hofgelage die allergrцЯte Not,
Die er gewonnnen hatte an Freund und Untertan:
O weh, wie grimmig Hagen den Freund zu rдchen begann! (2357)

“Des soll mir nicht genieЯen der alte Hildebrand:
Mein Gehilfe liegt erschlagen von des Helden Hand Hand,
Der beste Heergeselle, den ich je gewann.”
Den Schild rьckt' er hцher, so ging er hauend hindann. (2358)

Helfrich der starke Dankwarten schlug:
Geiselhern und Gunthern war es leid genug,
Als sie ihn fallen sahen in der starken Not;
Doch hatten sein Hдnde wohl vergolten seinen Tod. (2359)

* So viel aus manchen Landen hier Volks versammelt war,
Viel Fьrsten kraftgerьstet gegen die kleine Schar,
Wдren die Christenleute nicht wider sie gewesen,
Durch ihre Tugend mochten sie vor allen Heiden wohl genesen. (2360)

Derweilen schuf sich Wolfhart hin und wieder Bahn.
Alles niederhauend was Gunthern untertan;
Er machte nun schon dreimal die Runde durch den Saal:
Da fiel vor seinen Hдnden gar mancher Recke zu Tal. (2361)

Da rief der Herre Geiselher Wolfharten an:
“O weh, dass ich so grimmen Feind je gewann!
Kьhner Ritter edel, nun wende dich hieher!
Dem helf ich an ein Ende, ich ertrag es lдnger nicht mehr.” (2362)

Zu Geiselhern wandte sich Wolfhart in den Streit.
Da schlugen sich die Recken wohl manche Wunde weit;
Mit solchem Ungestьme er zu dem Kцnig drang,
Dass unter seinen FьЯen ьbers Haupt das Blut ihm sprang. (2363)

Mit schnellen grimmen Schlдgen der schцnen Ute Kind
Empfing da Wolfharten, den Helden hoch gesinnt.
Wie stark auch war der Degen, er konnte nicht gedeihn.
Ein so junger Kцnig mochte nimmer kьhner sein. (2364)

Da schlug er Wolfharten durch einen Harnisch gut,
Dass ihm aus der Wunde niederschoss das Blut:
Er verwundete zum Tode den in Dietrichs Bann;
Wohl musst er sein ein Recke, der solche Werke getan. (2365)

Als der kьhne Wolfhart die Wund an sich empfand,
Den Schild lieЯ er fallen: Da schwang er in der Hand
Eine starke Waffe; scharf war die genug:
Durch Helm und Panzerringe der Held da Geiselhern schlug. (2366)

Das grimme Ende hatten die zwei sich angetan.
Da lebte niemand weiter von Dietrichens Bann.
Hildebrand der Alte Wolfharten fallen sah:
Fьrwahr, vor seinem Tode solch Leid ihm nimmer geschah. (2367)

Gestorben waren alle die aus Gunthers Land
Und Dietrichens Helden. Dahin ging Hildebrand,
Wo Wolfhart war gefallen nieder in sein Blut:
Er umschloss mit Armen diesen Recken kьhn und gut. (2368)

Ihn aus dem Haus zu tragen mьht' er erst sich sehr:
Er musst ihn liegen lassen, er war ihm allzu schwer.
Da blickt' aus dem Blute der todwunde Mann;
Er sah wohl, dass sein Oheim ihn gerne trьge hindann. (2369)

Da sprach der Todwunde: “Viel lieber Oheim mein,
Mir kann zu dieser Stunde eure Hilfe nicht gedeihn:
Nun hьtet euch vor Hagen, fьrwahr, ich rat euch gut:
Er trдgt in seinem Herzen einen grimmigen Mut. (2370)

Und wollen meine Freunde im Tode mich beklagen,
Den nдchsten und den besten sollt ihr von mir sagen,
Dass sie nicht um mich weinen, das tu nimmer Not;
Von Kцnigshдnden fand ich hier einen herrlichen Tod. (2371)

Ich hab auch so mein Sterben vergolten hier im Saal,
Das schafft noch der Frauen der guten Ritter Qual.
Wills jemand von euch wissen, dem mцgt ihr immer sagen:
Von meiner Hand alleine liegen hundert wohl erschlagen.” (2372)

Da gedachte Hagen wieder an den Fiedelmann,
Dem der kьhne Hildebrand das Leben abgewann:
Da sprach er zu dem Degen: “Ihr entgeltet nun mein Leid:
Ihr habt uns hier erschlagen manchen Ritter kьhn im Streit.” (2373)

Er schlug Hildebranden, dass man wohl vernahm
Balmungen sausen, den Siegfrieden nahm
Hagen der Kьhne, als er den Helden schlug.
Da wehrte sich der Alte: Er war auch streitbar genug. (2374)

Dietrichens Recke eine breite Waffe schwang
Auf den Held von Tronje, die scharf den Stahl durchdrang;
Doch konnt er nicht verwunden Gunthers Untertan.
Da schlug ihm wieder Hagen durch einen Harnisch wohlgetan. (2375)

Als der alte Hildebrand die Wunde recht empfand,
Besorgt' er grцЯern Schaden noch von Hagens Hand:
Den Schild warf auf den Rьcken der in Dietrichs Bann:
Mit der starken Wunde der Held vor Hagen entrann. (2376)

Da lebt' auch von allen den Degen niemand mehr
Als Gunther und Hagen, die beiden Recken hehr.
Da ging mit Blut beronnen der alte Hildebrand:
Er brachte leide Mдre als er Dietrichen fand. (2377)

Tief bekьmmert sitzen fand er da den Mann.
Noch grцЯern Leides Kunde nun der Fьrst gewann;
Er sah Hildebranden in seinem Harnisch rot:
Da fragt' er nach dem Grunde, wie ihm die Sorge gebot. (2378)

“Nun sagt mir, Meister Hildebrand, wie seid ihr so nass
Von dem Reckenblute, oder wer tat euch das?
Ihr habt wohl mit den Gдsten gestritten in dem Saal?
Ihr lieЯt es billig bleiben, wie ich so dringend befahl.” (2379)

Er sprach zu seinem Herren: “Hagen tat es mir:
Der schlug mir in dem Hause diese Wunden hier,
Als ich von dem Recken zu wenden mich begann;
Kaum dass ich mit dem Leben noch vor dem Teufel entrann.” (2380)

Da sprach der Vogt von Berne: “Gar Recht ist euch geschehn,
Da ihr mich hцrtet Freundschaft den Recken zugestehn,
Und doch den Frieden brachet, den ich ihnen bot:
Wдrs mir nicht ewig Schande, so bьЯtet ihrs mit dem Tod.” (2381)

“Nun zьrnt mir, Herr Dietrich, darob nicht allzu sehr:
An mir und meinen Freunden ist der Schade gar zu schwer.
Wir wollten Rьdger gerne tragen aus dem Saal:
Das wollten uns nicht gцnnen die welchen Gunther befahl.” (2382)

“O weh mir dieses Leides! Ist Rьdiger doch tot?
Das ist der grцЯte Jammer in aller meiner Not.
Die edle Gotlinde ist meiner Basen Kind:
O weh der armen Waisen, die dort zu Bechlaren sind.” (2383)

Herzeleid und Kummer schuf ihm da sein Tod;
Da hub er an zu weinen, den Helden zwang die Not:
“O weh der treuen Hilfe, die mir an ihm erlag,
Kцnig Etzels Degen, den ich nie verschmerzen mag. (2384)

“Mцgt ihr, Meister Hildebrand, mir nicht die Mдre sagen,
Wie der Recke heiЯe, der ihn hat erschlagen?”
Er sprach: “Das tat mit Krдften der starke Gernot;
Doch von Rьdgers Hдnden fand der Degen auch den Tod.” (2385)

Er sprach zu Hildebranden: “So sagt meinem Bann,
Dass sie sich eilends waffnen, so geh ich selbst hinan;
Und befehlt, dass sie mir bringen mein lichtes Streitgewand:
Ich selber will nun fragen die Helden aus Burgondenland.” (2386)

Da sprach Meister Hildebrand: “Wer soll mit euch gehn?
Dei euch am Leben blieben, die seht ihr vor euch stehn:
Das bin ich ganz alleine: Die andern, die sind tot.”
Da erschrak er ob der Mдre, es schuf ihm wahrhafte Not, (2387)

Dass er auf Erden nimmer so groЯes Leid gewann.
Er sprach: “Und sind erstorben all die mir untertan,
So hat mein Gott vergessen, ich armer Dieterich!
Ich herrscht ein reicher Kцnig hehr einst und gewaltiglich.” (2388)

Wieder sprach da Dietrich: “Wie konnt es nur geschehn,
Dass alle sterben mussten, die Helden ausersehn,
Vor den Streitmьden, die doch gelitten Not?
Mein Unglьck schufs alleine, sonst verschonte sie der Tod! (2389)

Wenn dann mein Unheil wollte, es sollte sich begeben,
So sprecht, blieb von den Gдsten einer noch am Leben?”
Da sprach Meister Hildebrand: “Gott weiЯ es, niemand mehr
Als Hagen ganz alleine und Gunther der Kцnig hehr.” (2390)

“O weh, du lieber Wolfhart, und hab ich dich verloren,
So mag mich bald gereuen, dass ich je ward geboren.
Siegstab und Wolfwein und auch Wolfbrand:
Wer soll mir denn helfen in der Amelungen Land? (2391)

Helferich der Kьhne, und ist auch der erschlagen,
Gerbart und Wichart: Wann hцr ich auf zu klagen?
Das ist fьr alle Freude mein allerletzter Tag;
O weh mir, dass vor Leide niemand doch ersterben mag!” (2392)



39. Abenteuer
Wie Gunther, Hagen und Kriemhild erschlagen wurden



Da suchte sich Herr Dietrich selber sein Gewand;
Ihm half, dass er sich waffnete, der alte Hildebrand.
Da klagte so gewaltig der kraftvolle Mann,
Dass von seiner Stimme das Haus zu schьttern begann. (2393)

Doch gewann er wieder den rechten Heldenmut.
Gewaffnet ward im Grimme bald der Degen gut;
Seinen Schild den festen nahm er an die Hand:
Sie gingen bald von dannen, er und Meister Hildebrand. (2394)

Da sprach von Tronje Hagen: “Dort seh ich zu uns gehn
Dietrich den Herren; der will uns wohl bestehn
Nach dem groЯen Leide, das wir ihm angetan.
Nun soll man heute schauen, wen man den Besten nennen kann. (2395)

Und dьnkt sich denn von Berne der Degen Dieterich
Gar so starkes Leibes und so fьrchterlich,
Und will ers an uns rдchen was ihm ist geschehn,”
Also sprach Hagen, “ich bin wohl Mann ihn zu bestehn.” (2396)

Die Rede hцrte Dietrich und Meister Hildebrand.
Er kam wo er die Recken beide stehen fand
AuЯen vor dem Hause, gelehnt an den Saal:
Sein Schild den guten setzte Dietrich zu Tal. (2397)

Im leidvollen Sorgen hub da Dietrich an:
“Gunther, reicher Kцnig, wie habt ihr so getan
An mir Heimatlosem? Was tat ich euch wohl je,
Dass alles meines Trostes ich nun verwaiset mich seh? (2398)

Ihr fandet nicht Genьge an der groЯen Not
Als ihr uns Rьdigeren, den Helden, schluget tot:
Nun raubtet ihr mir alle, die mir sind untertan.
Wohl hдtt ich solchen Leides euch Degen nimmer getan.
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