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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  A-Z

 


Die Mдre wurde kundig im ganzen Nibelungenland. (506)

Auch vernahm das Streiten von ferne durch den Berg
Alberich der kьhne, ein wildes Gezwerg.
Er waffnete sich balde, und lief hin, wo er fand
Diesen edeln Fremdling, wie er den Riesen eben band. (507)

Alberich war grimmig, stark dazu genug:
Helm und Panzerringe er an dem Leibe trug
Und eine schwere Geisel von Gold an seiner Hand:
Da lief er hin geschwinde, wo er Siegfrieden fand. (508)

Sieben schwere Knцpfe, die hingen vorn daran,
Womit er vor der Linken den Schild dem kьhnen Mann
So bitterlich zergerbte, dass er zersplittert war.
Da kam der edle Fremdling beinah in Lebensgefahr. (509)

Den Schild er ganz zerbrochen seiner Hand entschwang.
Da stieЯ er in die Scheide eine Waffe, die war lang:
Seinen Kammerwдrter wollt er nicht schlagen tot;
Er schonte seiner Leute, wie ihm die Tugend gebot. (510)

Er lief mit starken Hдnden Alberichen an,
Und fing bei dem Barte den altgreisen Mann.
Er zog daran gewaltig; dass laut er schrei vor Schmerz:
Des jungen Helden Strafe ging Alberichen ans Herz. (511)

Laut rief da der Kьhne: “Nun lasst mir das Leben;
Und hдtt ich einem Helden mich nicht schon ergeben,
Dem ich schwцren musste, ich wдr ihm untertan,
Ich dient euch bis zum Tode,” so sprach der listige Mann. (512)

Er band auch Alberichen, wie den Riesen eh:
Siegfriedens Krдfte taten ihm gar weh.
Der Zwerg begann zu fragen: “Wie seid ihr genannt?”
Er sprach: “Ich heiЯe Siegfried: Ich wдhnt ich wдr euch bekannt.” (513)

Zwerg Alberich begann da: “O wohl mir dieser Mдr'
Nun hab ich wohl empfunden an euern Werken hehr,
Dass ihrs verdienen mцget des Landes Herr zu sein.
Ich tu was ihr gebietet: Lasst mir nur das Leben mein.” (514)

Da sprach der Degen Siegfried: “So macht euch auf geschwind,
Und bringt mir her, der Besten die im Lande sind,
Tausend Nibelungen: Ich wolle hier sie sehn:
So lass ich euch kein Leides an euerm Leben geschehn.” (515)

Da lцst' er Alberichen und den Riesen von dem Band.
Hin lief der Zwerg geschwinde, wo er die Recken fand.
Er weckte wohl beflissen die in Niblungs Lehn,
Und sprach: “Wohlauf ihr Helden, ihr sollt zu Siegfrieden gehn.” (516)

Sie sprangen von den Betten und waren gleich bereit:
Tausend schnelle Ritter, die standen bald im Kleid.
Sie gingen hin zur Stelle, wo man Siegfried fand:
Der grьЯte schцn die Degen und gab Manchem die Hand. (517)

Viel der Kerzen brannten; man schenkt' ihm lautern Trank:
Dass sie so bald gekommen, des sagt' er Allen Dank.
Er sprach: “Ihr sollt von hinnen mir folgen ьber Flut.”
Sie waren alle willig, diese Helden kьhn und gut. (518)

Wohl dreiЯig hundert Recken waren gleich gekommen:
Aus ihnen wurden tausend der Besten da genommen.
Denen brachte man die Helme und ander Rьstgewand,
Als er sie fьhren wollte hin zu Brunhildens Land. (519)

Er sprach: “Ihr guten Ritter, eins will ich euch sagen:
Ihr sollt mir reiche Kleider dort am Hofe tragen,
Denn uns muss da schauen manch minnigliches Weib:
Darum sollt ihr zieren mit gutem Staate den Leib.” (520)

* Nun mцchten mich die Thoren vielleicht der Lьge zeihn:
“Wie kцnnten so viel Ritter wohl beieinander sein?
Wo nahmen sie die Speise? Wo nahmen sie Gewand?
Und besдЯ er dreiЯig Lдnder, er brдcht es nimmer zu Stand. (521)

* Wie reich Siegfried gewesen, das ist euch wohl bekannt.
Der Hort Niblungens dient' ihm und das Kцnigsland:
Drum gab er seinen Degen vцlliglich genug;
Es ward ja doch nicht minder wie viel man von dem Schatze trug. (522)

Eines Morgens frьhe begannen sie die Fahrt;
Was schneller Gefдhrten sich Siegfried da geschart!
Sie fьhrten gute Rosse und herrlich Gewand;
Sie kamen ungefдhrdet hin zu Brunhildens Land. (523)

Da stand in den Zinnen manch minnigliches Kind.
Da sprach die Kцnigstochter: “WeiЯ jemand, wer die sind,
Die ich dort flieЯen sehe so fern auf der See?
Sie fьhren reiche Segel, die sind noch weiЯer als der Schnee.” (524)

Da sprach vom Rhein der Kцnig: “Mein Gefolg ist dies,
Das ich auf der Reise nicht weit von hier verlieЯ:
Ich habe sie besendet: Nun sind sie, Frau, gekommen.”
Der herrlichen Gдste ward mit Zьchten wahrgenommen. (525)

Da sah man Siegfrieden im Schiffe stehn voran,
In herrlichem Gewande mit manchem andern Mann.
Da sprach die Kцnigstochter: “Herr Kцnig, wollt mir sagen:
Soll ich die Gдst empfangen oder ihnen GruЯ versagen?” (526)

“Entgegen sollt ihr ihnen vor den Pallas gehn,
Ob ihr sie gerne sehet, dass sie das wohl verstehn.”
Da tat die Kцnigstochter wir ihr der Kцnig riet:
Siegfrieden mit dem GruЯe sie von den andern unterschied. (527)

Herberge gab man ihnen und wahrte ihr Gewand.
Da waren so viel Gдste gekommen in das Land,
Dass sie sich allenthalben drдngten mit den Scharen:
Da wollten heim die Kьhnen zu den Burgonden fahren. (528)

Da sprach die Kцnigstochter: “Dem blieb' ich immer hold,
Der da verteilen wollte mein Silber und mein Geld
Meinen Gдsten und des Kцnigs, des ich so viel gewann.”
Zur Antwort gab ihr Dankwart, des kьhnen Geiselher Mann: (529)

“Viel edle Kцnigstochter, lasst mich der Schlьssel pflegen:
Ich will es so verteilen,” sprach der kьhne Degen,
“Wenn ich mir Schand erwerbe, die treffe mich allein.”
Dass er milde wдre, das leuchtete da wohl ein. (530)

Als sich Hagens Bruder der Schlьssel unterwand,
So manche reiche Gabe bot des Helden Hand:
Wer einer Mark begehrte, dem ward so viel gegeben,
Dass die Armen alle da in Freuden mochten leben. (531)

Wohl mit hundert Pfunden gab er ohne Wahl:
Da ging in reichem Staate mancher aus dem Saal,
Der nie zuvor im Leben so hehre Kleider trug.
Die Kцnigin erfuhr es: Da war es ihr leid genug. (532)

Da sprach die Kцnigstochter: “Das misst ich, Kцnig, gern.
Dass nichts mir soll verbleiben vor euerm Kammerherrn
Von allem meinem Staate: er verschwendet all mein Gold.
Wer dem noch widerstдnde, dem wollt ich immer bleiben hold. (533)

* Er gibt so reiche Gaben: Der Degen wдhnet eben,
Mich lьste nach dem Tode: Ich will noch lдnger leben;
Meines Vaters Erbe bring ich wohl selber hin.”
So milden Kammerherren gewann nie eine Kцnigin. (534)

Da sprach von Tronje Hagen: “Frau, euch sei bekannt:
Der Kцnig von dem Rheine hat Gold und gut Gewand
Zu geben solche Fьlle, dass er nicht nцtig hat,
Dass wir von hinnen fьhren einen Teil von Brunhilds Staat.” (535)

“Nein, wenn ihr mich liebet,” die Kцnigin begann,
“Zwanzig Reiseschreine fьlle man mir an
Mit Gold und mit Seide: das verteile meine Hand,
So wir hinьber kommen in der Burgonden Land.” (536)

Da lud man ihr die Kisten mit edelm Gestein.
Der Frauen Kдmmerlinge mussten zugegen sein:
Sie wollt es nicht vertrauen Geiselhers Untertan.
Gunther und Hagen darob zu lachen begann. (537)

Da sprach die Jungfraue: “Wem lass ich nun mein Land?”
Das soll hier erst bestimmen mein und eure Hand.”
Da sprach der edle Kцnig: “So rufet wen herbei,
Der euch dazu gefalle, dass er zum Vogt geordnet sei.” (538)

Ihrer nдchsten Vettern einen die Fraue bei sich sah,
Es war ihr Mutterbruder, zu dem begann sie da:
“Nun lasst euch sein befohlen meine Burgen und das Land,
* Bis seine Amtleute der Kцnig Gunther gesandt.” (539)

Aus dem Gesinde wдhlte sie zweitausend Mannen gleich,
Die mit ihr fahren sollten in der Burgonden Reich,
Mit jenen tausend Recken aus Nibelungenland. *
Sie schickten sich zur Reise; man sah sie reiten nach dem Strand. (540)

Sie fьhrte mit von dannen sechsundachtzig Fraun,
Dazu noch hundert Mдgdelein, die waren schцn zu schaun.
Sie sдumten sich nicht lдnger, sie wollten bald hindann:
Die sie zurьcke lieЯen, wie manche hub zu weinen an! (541)

In tugendlichen Zьchten rдumte die Frau ihr Land,
Die nдchsten Freunde kьssend, die sie bei sich fand.
Mit gutem Urlaube kamen sie auf das Meer;
Zu ihres Vaters Lande kam die Jungfrau nimmermehr. (542)

Auf ihrer Fahrt ertцnte vielfaches Freudenspiel;
Aller Kurzweile hatten sie da viel.
Auch erhob sich zu der Reise der rechte Wasserwind:
Sie fuhren ab vom Lande; das beweinte mancher Mutter Kind. (543)

Doch wollte sie den Kцnig nicht minnen auf der Fahrt,
Ihre Kurzweil wurde bis in sein Haus gespart
Zu Wormes in der Veste, zu einem Hofgelag,
Wohin mit ihren Helden sie frцhlich kamen hernach. (544)



9. Abenteuer
Wie Siegfried nach Worms gesandt ward


Da sie gefahren waren volle neun Tage,
Da sprach von Tronje Hagen: “Nun hцret, was ich sage:
Wir sдumen mit der Kunde nach Wormes an den Rhein;
Nun sollten eure Boten schon bei den Burgonden sein.” (545)

Da sprach Kцnig Gunther: “Wohl sprecht ihr recht daran;
Auch hдtt uns wohl niemand die Fahrt so gern getan
Als ihr Freund Hagen selber: so reitet in mein Land;
Unsre Hofreise macht niemand besser dort bekannt.” (546)

* Zur Antwort gab da Hagen: “Ich bin kein Bote gut:
Lasst mich der Kammer pflegen; bleiben auf der Flut
Will ich bei den Frauen und hьten ihr Gewand,
Bis dass wir sie bringen in der Burgonden Land. (547)

“Nein, bittet Siegfrieden um diese Botschaft,
Der mag sie wohl verrichten mit tugendreicher Kraft.
Versagt er euch die Reise, ihr sollt mit guten Sitten
Bei eurer Schwester Liebe um die Fahrt ihn freundlich bitten.” (548)

Er sandte zu dem Recken; der kam als man ihn fand.
Er sprach zu ihm: “Wir nahen uns wieder meinem Land;
Da sollt ich Boten senden der leiben Schwester mein,
Und auch meiner Mutter, dass wir kommen an den Rhein. (549)

* “Von euch begehr ich, Siegfried, dass ihr die Reise tut,
Ich wills euch immer danken,” so sprach der Degen gut.
Da weigerte sich Siegfried, der hochbeherzte Mann
Bis ihn Kцnig Gunther sehr zu bitten begann. (550)

Er sprach: “Ihr sollt reiten um den Willen mein,
Und auch um Kriemhilde, das schцne Mдgdelein,
Dass es mit mir verdiene die herrliche Maid.”
Als Siegfried das hцrte, da war der Recke bald bereit. (551)

“Entbietet, was ihr wollet, es soll verkьndet sein:
Ich will es gerne leisten um das schцne Mдgdelein.
Die ich im Herzen trage, verzichtet ich auf die?
Leisten will ich alles, was ihr gebietet, um sie.” (552)

“So saget Frau Uten, der reichen Kцnigin,
Dass ich auf dieser Reise hohes Mutes bin.
Wie wir geworben haben sagt meinen Brьdern an;
Auch unsern Freunden werde diese Mдre kund getan. (553)

Auch sollt ihr nichts verschweigen der schцnen Schwester mein,
Ich will ihr mit Brunhilden stets zu Diensten sein;
So sagt auch dem Gesinde und allem meinem Bann:
Was je mein Herz sich wьnschte, dass ich das Alles gewann. (554)

Und saget Orteweinen, dem lieben Neffen mein,
Dass er Gestьhl errichten lasse bei dem Rhein;
Und meinen Vettern allen sei es kund getan,
Ich stelle mit Brunhilden eine groЯe Hochzeit an. (555)

Und saget meiner Schwester, werd ihr das bekannt,
Dass ich mit meinen Gдsten gekommen sei ins Land,
Dass sie dann wohl empfange die liebe Traute mein:
Dafьr will ich Kriemhilden immerdar gewogen sein.” (556)

Da bat bei Brunhilden und ihrem Ingesind
Bald um seinen Urlaub Siegfried, Siegmunds Kind,
Wie ihm das wohl geziemte; da ritt er an den Rhein.
Es konnt auf dieser Erden ein bessrer Bote nicht sein. (557)

Mit vierundzwanzig Recken kam er zu Wormes an:
Der Kцnig war nicht drunter: das wurde kundgetan.
Da mьhte das Gesinde sich in Jammers Not,
Besorgt, dass dort der Kцnig gefunden habe den Tod. (558)

Sie stiegen von den Rossen und trugen hohen Mut:
Da kam alsbald Herr Geiselher, der junge Kцnig gut,
Und Gernot, sein Bruder: wie hurtig sprach er da,
Als er den Kцnig Gunther nicht bei Siegfrieden sah: (559)

“Willkommen, Herr Siegfried, ich bitte, sagt mir an:
Wo habt ihr meinen Bruder den Kцnig hingetan?
Brunhildens Stдrke, fьrcht ich, hat ihn uns benommen:
Ihre hohe Minne wдre uns sehr zu Schaden gekommen.” (560)

“Die Sorge lasset fahren: Euch und den Freunden sein
Entbietet seine Dienste der Heergeselle mein:
Ich verlieЯ ihn wohl geborgen; er hat mich euch gesandt,
Dass ich sein Bote wьrde, mit Mдren her in euer Land. (561)

“Nun helfet mir es fьgen, wie es auch gescheh,
Dass ich die Kцngin Ute und eure Schwester seh:
Die soll ich hцren lassen, was ihnen zu wissen tut
Gunther und Brunhilde: Um die Beiden steht es gut.” (562)

Da sprach der junge Geiselher: “So sprecht bei ihnen an,
Da habt ihr meiner Schwester einen Liebesdienst getan.
Sie trдgt noch groЯe Sorge um den Bruder mein;
Das Mдgdlein seiht euch gerne: des will ich euch Bьrge sein.” (563)

Da sprach der Degen Siegfried: “Wo ich ihr dienen kann,
Das soll immer treulich und willig sein getan.
Wer sagt nun dass ich komme den beiden Frauen an?”
Des wurde Bote Geiselher, dieser waidliche Mann. (564)

Geiselher der junge sprach zu der Mutter da,
Und auch zu seiner Schwester, als er die beiden sah:
“Siegfried ist gekommen, der Held aus Niederland,
Ihn hat mein Bruder Gunther her zu dem Rheine gesandt. (565)

“Er bringt uns die Kunde, wie's um den Kцnig steht;
Nun mцgt ihr ihm erlauben, dass er zu Hofe geht:
Er bringt die rechten Mдren uns her von Isenland.”
Noch war den edlen Frauen groЯe Sorge nicht gewandt. (566)

Sie sprangen nach dem Staate und kleideten sich drei
Und luden Siegfrieden nach Hof zu kommen ein.
Das tat der Degen williglich, weil er sie gerne sah.
Kriemhild die edle sprach zu ihm in Gьte da: (567)

“Willkommen, Herr Siegfried, ein Ritter ohne Gleich:
Wo ist mein Bruder Gunther, der edle Kцnig reich?
Durch Brunhilds Stдrke, fьrcht ich, ist er uns verloren:
O weh mir armen Mдgdelein, dass ich jemals ward geboren!” (568)

Da sprach der kьhne Ritter: “Gebt mir Botenbrot,
Ihr viel schцnen Frauen weinet ohne Not.
Ich verlieЯ ihn wohl geborgen: Das tu ich euch bekannt;
Sie haben mich euch Beiden mit der Mдre hergesandt. (569)

“Mit freundlicher Liebe, viel edle Kцnigin mein,
Entbeut euch seine Dienste er und die Traute sein:
Nun lasset euer Weinen, sie wollen balde kommen.”
Sie hatten lange Tage so liebe Mдre nicht vernommen. (570)

* Mit schneeweiЯem Kleide aus Augen wohlgetan
Wischte sie die Trдnen; zu danken hub sie an
Dem Boten dieser Mдre, die da war gekommen;
Da war ihr groЯe Trauer und auch ihr Weinen benommen. (571)

Sie hieЯ den Boten sitzen: Des war er gern bereit.
Da sprach die Minnigliche: “Es wдre mir nicht leid,
Wenn ich euch geben dьrfte zum Botenlohn mein Gold:
Dazu seid ihr zu vornehm: so bleib ich sonst denn euch hold.” (572)

“Und wьrden dreiЯig Lande,” sprach er, “mein genannt,
So empfing' ich doch gerne Gab aus eurer Hand.”
Da sprach die Tugendliche: “So soll es denn geschehn.”
Da lieЯ sie ihren Kдmmerer nach dem Botenlohne gehen. (573)

Vierundzwanzig Spangen mit Edelsteinen gut
Gab sie ihm zum Lohne. So stund des Helden Mut:
Er wollt es nicht behalten; er gab es unverwandt
Ihren schцnen Maidern, die er in der Kammer fand. (574)

Die Mutter bot ihm gьtlich ihre Dienste an.
“Ich will euch mehr berichten,” sprach der kьhne Mann,
“Um was der Kцnig bittet, gelangt er an den Rhein.
Wenn ihr das, Fraue, leistet, er will euch stets gewogen sein. (575)

“Seine reichen Gдste, hцrt ich ihn begehren,
Sollt ihr wohl empfangen und sollt ihn des gewдhren,
Entgegen ihm zu reiten vor Wormes ans Gestad.
Das ists warum der Kцnig mit allen Treuen euch bat.” (576)

“Das will ich gern vollbringen,” sprach die schцne Magd:
“Worin ich ihm kann dienen, das ist ihm unversagt.
Mit freundlicher Treue sei all sein Wunsch getan.”
Da mehrte sich die Farbe, die sie vor Liebe gewann. (577)

Nie sah man eines Fьrsten Boten so wohl empfan:
Wenn sie ihn kьssen durfte, sie hдtt es gern getan;
Minniglich er anders doch von der Frauen schied.
Da taten die Burgonden wie der Bote ihnen riet. (578)

* Sindolt und Haunolt und Rumolt der Degen,
GroЯer UnmuЯe mussten sie da pflegen,
Als sie die Sitze richteten vor Wormes an dem Stand:
Die Schaffner des Kцnigs man sehr beflissen da fand. (579)

* Ortewein und Gere sдumten auch nicht mehr,
Sie sandten nach den Freunden allwдrts umher,
Die Hochzeit zu verkьnden, die da sollte sein;
Der zierten sich entgegen die viel schцnen Mдgdelein. (580)

Der Pallas und die Wдnde waren ьberall
Verziert der Gдste wegen; Kцnig Gunthers Saal
Wurde wohl gezimmert durch manchen fremden Mann;
Das groЯe Hofgelage mit hohen Freuden begann. (581)

Da ritten allenthalben die Wege durch das Land
Der drei Kцnge Freunde; die hatte man besandt,
Dass sie empfangen helfen die da sollten kommen:
Da wurden aus der Lade reicher Zeuche viel genommen. (582)

Da brachte man die Kunde, dass man schon reiten sah
Brunhildens Heergesellen: Gedrдnge gab es da
Von des Volkes Menge in Burgondenland.
Hei! Was man kьhner Degen da zu beiden Seiten fand! (583)

* Da sprach die schцne Kriemhild: “Ihr meine Mдgdelein,
Die nun bei dem Empfange mit mir wollen sein,
Die suchen aus den Kisten ihr allerbest Gewand:
So wird uns Lob und Ehre von den Gдsten zuerkannt.” (584)

Da kamen auch die Recken, die lieЯen tragen dar
Herrliche Sдttel, von rotem Golde klar,
Dass drauf die Frauen ritten von Wormes an den Rhein:
Besser Pferdgerдte konnte wohl nimmer sein. (585)

Wie warf da von den Mдhren das lichte Gold den Schein!
Es glдnzte von den Zдumen mancher Edelstein;
Die goldnen Sattelschemel auf lichten Zeugen gut
Brachte man den Frauen; sie hatten frцhlichen Mut. (586)

* Die Frauenpferde standen auf dem Hof bereit,
Wie ich euch schon bekannte, fьr manche edle Maid;
Sie schmalen Brustriemen sah man die Mдhren tragen
Von der besten Seide, davon man jemals hцrte sagen. (587)

Sechsundachtzig Frauen zogen da heran,
Die Kopfbinden trugen; zu Kriemhilden dann
Kamen die Schцnen in ihrem reichen Kleid;
Da kam auch wohl gezieret gar manche waidliche Maid. (588)

* Fьnfzig und Viere aus Burgondenland:
Das waren auch die Besten, die man irgend fand;
Die sah man gelblockig unter lichten Borten gehn.
Was gewьnscht der Kцnig, das sah er fleiЯig geschehn. (589)

Sie trugen reiche Zeuche, die besten die man fand,
Vor den fremden Rittern, und herrliches Gewand;
Zu ihrer schцnen Farbe stand es ihnen gut:
Wer einer abhold wдre, litte wohl an schwachem Mut. (590)

Von Hermelin und Zobel viel Kleider man da fand.
Da schmьckte sich gar manche den Arm und auch die Hand
Mit Spangen auf der Seide, die sie sollten tragen;
Es kцnnt euch dies BefleiЯen zu Ende wohl niemand sagen. (591)

Viel Gьrtel kunstgeschaffen, kostbar und lang,
Ьber lichte Kleider die Hand der Frauen schwang
Um edle Ferransrцcke von Zeuch aus Arabia.
Voll hoher Freude waren die edeln Jungfrauen da. (592)

Es ward in Brustgeschmeide manche schцne Maid
Gar minniglich geschnьret. Die mochte tragen Leid,
Deren lichte Farbe das Zeuch nicht ьberschien.
So schцnes Ingesinde hat nun keine Kцnigin. (593)

Als die Minniglichen nun trugen ihr Gewand,
Die sie da fьhren sollten, die kamen unverwandt,
Der hochgemuten Recken eine groЯe Zahl daher:
Man trug auch dar viel Schilde und manchen eschenen Speer. (594)



10. Abenteuer
Wie Brunhilde zu Worms empfangen ward


Jenseits des Rheines sah man mit manchen Scharen
Den Kцnig ans Gestade mit seinen Gдsten fahren.
Da sah man auch am Zaume leiten manche Maid:
Die sie empfangen sollten, die waren alle bereit. (595)

Als die von Island kamen bei den Schiffen an,
Und auch die Nibelungen in Siegfriedens Bann,
Sie eilten zu dem Lande; wohl fliss sich ihre Hand,
Als man des Kцnigs Freunde jenseits am Gestade fand. (596)

Nun hцret auch die Mцre von der Kцnigin,
Ute der reichen, wie sie die Mдgdlein hin
Brachte von der Veste und selber ritt zum Strand.
Da wurden miteinander viel Maid' und Ritter bekannt. (597)

* Der Herzog Gere fьhrte am Zaum Kriemhildens Pferd
Nur vor das Tor der Veste; Siegfried der Degen wert,
Der musst ihr weiter dienen; sie war so schцn und hehr.
Das ward ihm wohl vergolten von der Jungfrau nachher. (598)

* Da ritt Ortwein der kьhne bei Uten der Kцnigin,
Und so gesellt viel Ritter neben den Frauen hin.
Zu festlichem Empfange, das muss man wohl gestehn
Wurden nie der Frauen so viel beisammen gesehn. (599)

Viel hohe Ritterspiele wurden da getrieben
Von preiswerten Helden (wie wдr es unterblieben?)
Vor Kriemhild der schцnen, die zu den Schiffen kam.
Da hob man von den Mдhren viel der Frauen lobesam. (600)

Der Kцnig war gelandet mit fremder Ritterschaft;
Wie brach da vor den Frauen so mancher starke Schaft!
Da hцrte man auf Schilden erklingen manchen StoЯ;
Hei! Reicher Buckeln Schallen ward im Gedrдnge da groЯ! (601)

Vor dem Hafen standen die Frauen minniglich;
Gunther mit seinen Gдsten hub von den Schiffen sich;
Er fьhrte Brunhilden selber an der Hand.
Wetteifernd miteinander schien Gestein und licht Gewand. (602)

Mit viel groЯen Zьchten Frau Kriemhilde ging,
Als sei Frau Brunhilden und ihr Gesind empfing.
Man konnte weiЯe Hдnde am Krдnzlein rьcken sehn,
Als sei sich beide kьssten: Das war aus Liebe geschehn. (603)

Da sprach mit edler Sitte Kriemhild das Mдgdelein:
“Ihr sollt in diesen Landen uns willkommen sein
Mir und meiner Mutter, und allen die uns treu
Von Mannen und von Freunden.” Da verneigten sich die zwei. (604)

Oftmals mit den Armen umfingen sich die Fraun.
So freundliches Empfangen war nie zuvor zu schaun,
Als die Frauen beide der Braut taten kund,
Frau Ute und ihre Tochter: Sie kьssten oft den sьЯen Mund. (605)

Als Brunhilden Frauen nun standen auf dem Strand,
Von waidlichen Recken wurden da bei der Hand
Minniglich genommen viel Frauen hehr und schцn.
Man sah die edeln Maide vor Frau Brunhilden stehn. (606)

Eine gute Weile wдhrt' es, bis sie sich recht gegrьЯt;
Wohl wurde da so mancher rote Mund gekьsst.
Noch standen beieinander die Kцnigstцchter reich:
Des freuten sich zu schauen viel der Recken ohne Gleich. (607)

Da spдhten mit den Augen die oft gehцrt vorher,
Dass man also Schцnes gesehen nimmermehr
Als die Frauen beide: Das fand man ohne Lug;
Man sah an ihrem Leibe auch nicht den mindesten Trug. (608)

Die Frauen schдtzen konnten und minniglichen Leib,
Priesen um ihre Schцne Kцnig Gunthers Weib.
Doch sprachen da die Weisen, die es recht besehn,
Man mьsse vor Brunhilden den Preis Kriemhilden zugestehn. (609)

Nun gingen zueinander Mдgdlein und Fraun:
Da war in hoher Zierde manch schцnes Weib zu schaun.
Da standen seidne Hьtten und manches gute Zelt:
Davon war angefьllet vor Wormes das ganze Feld. (610)

*Des Kцnigs Freunde drдngten sich um sie zu sehn.
Da hieЯ man Brunhilden und Kriemhilden gehn,
Und all die Fraun mit ihnen, hin wo sich Schatten fand:
Dar fьhrten sie die Degen aus der Burgonden Land. (611)

Nun waren auch die Gдste gekommen all zu Ross;
Da gab es beim Tjostieren durch Schilde manchen StoЯ.
Das Feld begann zu stдuben, als ob das ganze Land
Entbrannt wдr in der Lohe: Da machten Helden sich bekannt. (612)

Wes da die Recken pflagen sah manche Maid mit an.
Wohl ritt mit seinen Degen Siegfried der kьhne Mann
In mancher Wiederkehre vorbei an dem Gezelt;
Der Nibelungen fьhrte tausend Degen der Held. (613)

Da kam von Tronje Hagen, wie ihm der Kцnig riet:
Der Held mit guter Sitte die Ritterspiele schied,
Auf dass sie nicht die Frauen bestдubten mit dem Sand:
Willigen Gehorsam er bei den Gдsten da fand. (614)

* Da sprach Gernot der Degen: “Die Rosse lasset stehn,
Wenn es beginnt zu kьhlen, dass wir die Frauen schцn
Wieder heim geleiten vor den Pallas weit:
Wenn reiten will der Kцnig, dass ihr des gewдrtig seid.” (615)

Das Kampfspiel war vergangen ьber all dem Feld,
Da gingen kurzweilen in manches hohe Zelt
Die Ritter zu den Frauen, um hoher Lust Gewinn:
Da vertrieben sie die Stunden, bis sie weiter wollten ziehn. (616)

Vor des Abends Nahen, als sank der Sonne Licht
Und es begann zu kьhlen, lieЯ man es lдnger nicht:
Da eilten zu der Veste der Helden viel und Fraun:
Mit Augen ward gekostet mancher Schцnen beim Schaun. (617)

Da ward von guten Knechten um Kleider viel geritten
Vor den Hochbeherzten nach des Landes Sitten
Bis vor den weiten Pallas, wo der Kцnig sprang vom Pferd.
Da diente man den Frauen, so pflegen Helden lobenswert. (618)

Da wurden auch geschieden die Kцniginnen reich.
Frau Ute und ihre Tochter gingen von hinnen gleich
Mit ihrem Ingesinde in einen weiten Saal:
Da vernahm man allenthalben der Freude rauschenden Schall. (619)

Gerichtet waren Stьhle: Der Kцnig wollte gehn
Zu Tische mit den Gдsten: Da sah man bei ihm stehn
Die schцne Brunhilde, die da die Krone trug
In des Kцnigs Lande: Reich war die Fьrstin genug. (620)

* Da wurden schцne Tische, viel Tafeln breit und gut,
Mit Speise wohl beladen, wie man kund uns tut:
Was sie da haben sollten, davon ward nicht entbehrt.
Da sah man bei dem Kцnige viel der Helden kьhn und wert. (621)

Des Wirtes Kдmmerlinge in Becken goldesrot
Reichten da das Wasser. Das wдr vergebne Not
Wollt euch jemand sagen, dass man je vorher
Bei Gelagen besser diente: Ich glaubt es doch nimmermehr. (622)

Bevor der Vogt vom Rheine nun das Wasser nahm,
Da ging der Herre Siegfried, er durft es ohne Scham,
Und mahnt' ihn seiner Treue, die er ihm gab zum Pfand,
Bevor er Brunhilden daheim gesehn in Isenland. (623)

Er sprach: “Ihr sollt gedenken, es schwur mir eure Hand,
Wenn wir Frau Brunhilden brдchten in dies Land,
Ihr gдbt mir eure Schwester: Wo blieb nun euer Eid?
Ihr wisst, bei eurer Reise war keine Mьhe mir Leid.” (624)

Da sprach der Wirt zum Gaste: “Ihr habt mich wohl ermahnt:
Des soll nicht meineidig werden meine Hand;
Ich wills euch fьgen helfen, so gut ich immer kann.”
Da lud er Kriemhilden zu Hofe freundlich heran (625)

Mit viel schцnen Maiden. Sie kamen vor den Saal;
Da sprang von einer Stiege Geiselher zu Tal:
“HeiЯet wiederkehren diese Mдgdelein:
Meine Schwester soll alleine hier bei dem Kцnige sein.” (626)

Hin fьhrten sie Kriemhilden wo man den Kцnig fand.
Da standen edle Ritter von mancher Fьrsten Land
In dem weiten Saale. Man hieЯ sie stille stehn:
Da sah man Brunhilden eben zu den Tischen gehn. (627)

* Sie wusste nicht die Mдre, was da sollt ergehn.
Da sagte Kцnig Gunther denen in seinem Lehn:
“Helft mir, dass meine Schwester Siegfrieden nimmt zum Mann.”
Sie sprachen einhellig: “Das wдre gar wohl getan.” (628)

Da sprach der Kцnig Gunther: “Schwester, hehre Maid,
Um deiner Tugend willen, lцse meinen Eid.
Ich versprach dich einem Recken: Nimmst du ihn zum Mann,
So hast du meinen Willen mit aller Treue getan.” (629)

Da sprach das edle Mдgdelein: “Lieber Bruder mein,
Ihr sollt mich nicht bitten, ich will euch folgsam sein;
Wie ihr mir gebietet, so soll es sein getan:
Dem will ich mich verloben, den ihr, Herr, mir gebt zum Mann.” (630)

Vor Freuden und vor Liebe wurde Siegfried rot:
Zu Diensten sich der Recke Frau Kriemhilden bot.
Man lieЯ sie miteinander in einem Kreise stehn,
Und frug sie, ob sie wolle diesen Recken ausersehn? (631)

Mit mдdchenhafter Scheue schдmte sie sich ein Teil;
Doch war Siegfrieden so gьnstig Glьck und Hell,
Dass sie ganz nicht wollte verschmдhen seine Hand.
Auch versprach sich ihr zum Manne der edle Fьrst von Niederland. (632)

Da er sich ihr verlobte und sich ihm die Maid,
Ein gьtliches Umfangen war da gleich bereit
Von Siegfriedens Armen dem schцnen Mдgdlein zart:
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