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Davon ward Kriemhilden gar wohl getrцstet der Mut. (1392)

Da sprach zu der Kцnigin der Degen Rьdiger:
“Frau, ich will empfangen hier den Kцnig hehr.
Wen ich euch kьssen heiЯe, dem gцnnet GruЯ und Kuss:
Ihr kцnnt Etzels Recken nicht all empfahn mit gleichen GruЯ.” (1393)

Da hob man von der Mдhre die Kцnigstochter hehr.
Etzel der reiche, nicht sдumt er lдnger mehr:
Er schwang sich von dem Rosse noch mit manchem Mann;
Da kam er voll Freude zu Frau Kriemhilden heran. (1394)

Zwei gewaltge Fьrsten, das ist uns wohlbekannt,
Gingen bei der Frauen und trugen reich Gewand,
Als der Kцnig Etzel ihr entgegen ging
Und sie den edeln Fьrsten mit Kьssen gьtlich empfing. (1395)

Sie schob hinauf die Binden: Ihre Farbe wohlgetan
Erglдnzte aus dem Golde. Da sagte mancher Mann,
Helke kцnne schцner nicht gewesen sein.
Dabei stand in der Nдhe Etzels Bruder Blцdelein. (1396)

Den riet ihr zu kьssen Rьdger der Markgraf reich,
Und den Kцnig Gibecke, Dietrichen auch zugleich.
Zwцlf der Recken kьsste Etzels Kцnigin;
Da blickte sie mit GrьЯen noch zu manchem Ritter hin. (1397)

Wдhrend Kцnig Etzel bei Kriemhilden stand
Taten junge Degen wie Sitte noch im Land:
Schцne Waffenspiele wurden vor ihr geritten;
Das taten Christenhelden und Heiden nach ihren Sitten. (1398)

Wie ritterlich die Degen in Dietrichens Lehn
Die splitternden Schдfte in die Lьfte lieЯen gehn
Hoch ьber die Schilde, aus guter Ritter Hand!
Vor den deutschen Gдsten brach da mancher Schildesrand. (1399)

Von der Schдfte Brechen vernahm man lauten Schall.
Da waren aus dem Lande die Recken kommen all
Und auch des Kцnigs Gдste, so mancher edle Mann.
Da ging der reiche Kцnig mit Frau Kriemhilden hindann. (1400)

Sie fanden in der Nдhe ein herrliches Gezelt;
Von Hьtten war erfьllet rings das ganze Feld:
Da war nach den Beschwerden Rast fьr sie bereit.
Darunter sahn die Helden viel manche herrliche Maid (1401)

Bei des Kцnigs Weibe, als sie darnieder saЯ
Auf reichem Stuhlgewande; der Markgraf hatte das
So herrlich schaffen lassen, sie fanden schцn und gut
Das Gestьhl Kriemhildens: Des freute sich Etzels Mut. (1402)

Was da Etzel redete, das ist mir unbekannt:
In seiner Rechten ruhte ihre weiЯe Hand.
So saЯen sie in Minne, als Rьdiger der Degen
Dem Kцnig nicht gestattete Kriemhildens heimlich zu pflegen. (1403)

Da lieЯ man unterbleiben das Kampfspiel ьberall;
Mit Ehren ward beendet der laute Freudenschall.
Da gingen zu den Hьtten die in Etzels Bann;
Herberge wies man ihnen ringsum allenthalben an. (1404)

Der Tag war zu Ende, sie fanden Ruhe da
Bis man den lichten Morgen von neuem scheinen sah.
Da eilte zu den Rossen wieder mancher Mann:
Hei! Was man Kurzweile zu des Kцnigs Ehren begann! (1405)

Nach Wьrden es zu schaffen der Fьrst die Heunen bat.
Da ritten sie von Tulne nach Wien in die Stadt.
Da fand man hold gezieret mancher Frauen Leib;
Sie empfingen wohl mit Ehren des Kцniges Etzel Weib. (1406)

In Ьberfluss und Fьlle war da fьr sie bereit
Was jeder haben sollte: Viel Degen allbereit
Sahn froh dem Fest entgegen. Herbergen wies man an;
Die Hochzeit des Kцnigs mit hohen Freuden begann. (1407)

Man konnte sie nicht alle herbergen in der Stadt:
Die nicht Gдste waren, Rьdiger die bat
Dass sie Herberge nдhmen auf dem Land:
Wohl weiЯ ich, dass man immer den Kцnig bei Kriemhilden fand. (1408)

Dieterich der Degen und mancher andre Held,
Die hatten ihre MuЯe mit Arbeit eingestellt,
Damit sie ihren Gдsten trцsteten den Mut;
Rьdger und seine Freunde hatten Kurzweile gut. (1409)

Die Hochzeit war gefallen auf einen Pfingstentag,
Wo der Kцnig Etzel bei Kriemhilden lag
In der Stadt zu Wiene. Fьrwahr, so manchen Mann
Bei ihrem ersten Manne sie nicht zu Diensten gewann. (1410)

Durch Gabe ward sie manchem, der sie nicht kannte, kund.
Darьber zu den Gдsten hub mancher an zur Stund:
“Wir wдhnten Kriemhilden benommen sei ihr Gut,
Die doch mit ihren Gaben hier so groЯe Wunder tut.” (1411)

Diese Hochzeit wдhrte siebzehn Tage.
Wohl weiЯ ich, dass man nimmer von einem Kцnig sage,
Der solch ein Fest gehalten: Uns ist es unbekannt.
Alle die da waren, die trugen neues Gewand. (1412)

Sie sah sich nie bedienet vordem im Niederland
Von so manchem Degen; auch ist mir wohlbekannt,
War Siegfried reich an Gute, dass er doch nie gewann
So viel der edeln Recken, als Etzeln waren untertan. (1413)

Auch hat wohl nie ein Kцnig bei seiner Hochzeit
So manchen reichen Mantel gegeben, tief und weit,
Noch so gute Kleider als man hier gewann,
Die Kriemhildens willen alle wurden vertan. (1414)

Ihre Freunde wie die Gдste hatten einen Mut:
Sie wollten nichts verschonen und wдrs das beste Gut.
Was einer wьnschen mochte, man war dazu bereit;
Da stand wohl mancher Degen vor Milde bloЯ und ohne Kleid. (1415)

Wenn sie daran gedachte, wie sie am Rheine saЯ
Bei ihrem edeln Manne, ihre Augen wurden nass;
Doch musste sie's verhehlen, dass es niemand sah,
Da ihr nach manchem Leide so viel der Ehre geschah. (1416)

Was einer tat aus Milde, das war doch gar ein Wind
Gegen Dietrichen; was Botlungens Kind
Ihm gegeben hatte, das wurde gar verwandt;
Da tat auch groЯe Wunder des milden Rьdiger Hand. (1417)

Auch aus Ungerlande der Degen Blцdelein
LieЯ da ledig machen manchen Reiseschrein
Von Silber und von Golde: Das ward dahin gegeben.
Man sah des Kцnigs Helden so recht frцhlich alle leben. (1418)

Des Kцnigs Spielleute Werbel und Schwemmelein,
Wohl an tausend Marken nahm jedweder ein
Bei dem Hofgelage (oder mehr als das),
Als die schцne Kriemhild bei Etzeln unter Krone saЯ. (1419)

Am achtzehnten Morgen sie von Wiene ritten:
In Ritterspielen wurden der Schilde viel verschnitten
Von Speeren, so da fьhrten die Recken an der Hand:
So kam der Kцnig Etzel bis in das heunische Land. (1420)

In der alten Heimburg verblieb man ьber Nacht.
Da konnte niemand wissen von des Volkes Macht,
Mit welchen Heerkrдften sie zogen durch das Land.
Hei! Was schцner Frauen man in seiner Heimat fand! (1421)

In Misenburg der reichen fing man zu schiffen an.
Verdeckt ward das Wasser von Ross und auch von Mann
Als ob es Erde wдre, was man doch flieЯen sah:
Die wegemьden Frauen fanden gute Ruhe da. (1422)

Zusammen ward gebunden manches Schifflein gut,
Dass ihnen wenig schadete die Woge noch die Flut;
Darьber ausgebreitet manch kцstliches Gezelt,
Als ob sie noch immer beides hдtten, Land und Feld. (1423)

Es ward in Etzels Hofburg die Mдre kundgetan:
Da freute sich darinnen beides, Weib und Mann.
Eztels Ingesinde, des einst Frau Helke pflag,
Erlebte bei Kriemhilden noch manchen frцhlichen Tag. (1424)

Da stand auch ihrer harrend manche edel Maid,
Die seit Helkens Tode getragen Herzeleid.
Sieben Kцnigstцchter Kriemhilde noch da fand;
Durch die so ward gezieret Kцnig Etzels ganzes Land. (1425)

Herrat die Jungfrau noch des Gesindes pflag,
Helkens Schwestertochter, in der viel Tugend lag,
Dieterichs Verlobte, eines edeln Kцnigs Spross,
Die Tochter Nentweinens, die noch viel Ehren genoss. (1426)

Auf der Gдste Kommen freute sich ihr Mut;
Auch ward dazu verwendet viel kostbares Gut.
Wer kцnnt euch des bescheiden, wie der Kцnig saЯ forthin?
Es lebten nie die Heunen so gut bei einer Kцnigin. (1427)

Als der Fьrst mit seinem Weibe geritten kam vom Strand,
Wer eine jede fьhre, das ward da wohl benannt
Der edeln Kriemhilde: Sie grьЯte desto mehr:
Wie saЯ an Helkens Stelle sie so gewaltig und hehr! (1428)

Getreulichen Dienstes ward ihr viel bekannt.
Die Kцnigin verteilte Gold und auch Gewand,
Silber und Gesteine: Was sie des ьberrhein
Zum Heunenlande brachte, das musste gar vergeben sein. (1429)

Auch wurden ihr mit Diensten spдter untertan
All des Kцnigs Freunde und die in seinem Bann,
Dass nie die Kцnigin Helke so gewaltiglich gebot,
Als sie ihr dienen mussten bis an Kriemhildens Tod. (1430)

Da stand in solchen Ehren der Hof und auch das Land,
Dass man zu allen Zeiten die Kurzweile fand,
Wonach einem jeden verlangte Herz und Mut:
Das schuf des Kцnigs Liebe, das schuf der Kцnigin Gut. (1431)



23. Abenteuer
Wie Kriemhilde ihr Leid zu rдchen gedachte


Unter hohen Ehren, das ist alles wahr,
Wohnten sie beisammen bis in das siebte Jahr.
Die Kцnigin derweile gebar ein Sцhnelein,
Worьber Kцnig Etzel nicht mochte frцhlicher sein. (1432)

Bis sie es erlangte lieЯ sie nicht ab davon,
Die Taufe musst empfangen Kцnig Etzels Sohn
Nach der Christen Sitte: Ortlieb ward er genannt.
Das brachte groЯe Freude ьber Etzels ganzes Land. (1433)

Der Zucht, deren jemals zuvor Frau Helke pflag,
Befliss sich Kriemhilde darauf gar manchen Tag.
Es lehrte sie die Sitte Herrat die fremde Maid;
Dei trug noch in der Stille um Helke groЯes Herzeleid. (1434)

Vor Heimischen und Fremden war sie wohlbekannt;
Es hieЯ, so gut und milde hab eines Kцnigs Land
Nie eine Frau besessen: Das hielten sie fьr wahr;
Des rьhmten sie die Heunen bis an das dreizehnte Jahr. (1435)

Nun wusste sie, dass niemand ihr feindlich sei gesinnt,
Wie heut noch Kцniginnen der Fьrsten Recken sind,
Und dass sie tдglich mochte zwцlf Kцnge vor sich sehn.
Sie vergaЯ auch nicht des Leides, das ihr zu Hause geschehn. (1436)

Sie gedacht auch noch der Ehren in Nibelungenland,
Die man ihr geboten und die ihr Hagens Hand
Mit Siegfriedens Tode fьr alle Zeit benommen,
Und ob ihm das wohl jemals noch zu Leide mцchte kommen. (1437)

“Es geschдh, wenn ich den Degen brдcht in dieses Land.”
Ihr trдumte wohl, ihr ginge gar manchmal an der Hand
Geiselher ihr Bruder; sie kьsst' ihn allezeit
In ihrem sanften Schlafe: Das ward zu schmerzlichem Leid. (1438)

Ich glaube dass Kriemhilden der bцse Feind es riet,
Dass sie in guter Freundschaft von Kцnig Gunthern schied,
Den sie zur Sьhne kьsste in Burgondenland.
Aufs neu begann zu triefen von heiЯen Trдnen ihr Gewand. (1439)

Es lag ihr an dem Herzen, beides, spдt und frьh,
Wie man mit Widerstreben sie doch gebracht dazu,
Dass sie minnen musste einen heidnischen Mann:
Die Not, die hatt ihr Hagen und Kцnig Gunther angetan. (1440)

Es schwand ihr aus dem Herzen selten dieser Mut.
Sie gedacht: “Ich bin so mдchtig und habe solches Gut,
Ich mag wohl meinen Feinden noch schaffen Herzeleid:
Dazu wдr ich dem Hagen von Tronje gerne bereit. (1441)

“Nach den Getreuen jammert noch oft die Seele mein:
Doch die mir Leides taten, mцcht ich bei denen sein,
So wьrde wohl gerochen meines Freundes Leib!
Kaum kann ich es erwarten,” also sprach das Kцnigsweib. (1442)

Hold waren ihr die Degen all in des Kцnigs Bann,
Die Recken Kriemhildens; das war wohlgetan.
Ihr Kдmmerer war Eckwart: Drum war er gern gesehn:
Kriemhildens Willen konnte niemand widerstehn. (1443)

Sie gedacht auch alle Tage: “Ich will den Kцnig bitten,
Er solle mir vergцnnen mit gьtlichen Sitten,
Dass man meine Freunde lдdt in der Heunen Land.”
Den argen Willen niemand an der Kцnigin erfand. (1444)

Als eines Nachts Kriemhilde bei dem Kцnig lag,
Umfangen mit den Armen hielt er sie, wie er pflag
Der edeln Frau zu kosen; sie war ihm wie sein Leib:
Da gedachte ihrer Feinde dieses waidliche Weib. (1445)

Sie sprach zu dem Kцnige: “Viel lieber Herre mein,
Ich wollt euch gerne bitten, mцcht es mit Hulden sein,
Dass ihr mich sehen lieЯet, ob ich verdient den Sold,
Dass ihr auch meinen Freunden wдret inniglich hold.” (1446)

Da sprach der reiche Kцnig, arglos war sein Mut:
“Des sollt ihr inne werden: Was man den Recken tut
Liebes und Gutes, das nehm ich freudig an,
Da ich von Weibesminne nie bessre Freunde gewann.” (1447)

Da sprach die Kцnigin wieder: “Euch ist das wohlbewusst,
Ich habe hohe Freunde, drum schmerzt mich der Verlust,
Dass mich die so selten besuchen hier im Land:
Ich bin bei allen Leuten nur als verwaiset bekannt.” (1448)

Da sprach der Kцnig Etzel: “Viel liebe Fraue mein,
Dдucht es sie nicht zu ferne, so lьd ich ьberrhein
Die ihr wьnscht zu sehen hieher in dieses Land.”
Da freute sich die Fraue, als ihr sein Wille ward bekannt. (1449)

Sie sprach: “Wollt ihr mir Treue leisten, Herre mein,
So sollt ihr Boten senden nach Wormes ьber Rhein:
So entbiet ich meinen Freunden meinen Sinn und Mut:
So kommen uns zu Lande viel Ritter edel und gut.” (1450)

Er sprach: “Wenn ihr gebietet, so lass ich es geschehn.
Ihr kцnntet eure Freunde nicht so gerne sehn,
Der edeln Ute Kinder, als ich sie sдhe gern:
Es tut mir innig wehe, dass sie so fremd uns sind und fern. (1451)

“Wenn es dir wohl gefiele, viel liebe Fraue mein,
So wollt ich gerne senden zu den Freunden dein
Meine Fiedelspieler nach Burgondenland.”
Die guten Spielleute, die brachte man gleich zur Hand. (1452)

Sie kamen hin in Eile, wo sie den Kцnig sahn
Bei der Kцngin sitzen. Da sagt' er ihnen an,
Sie sollten Boten werden nach Burgondenland.
Auch lieЯ er ihnen schaffen schцnes, herrliches Gewand. (1453)

Vierundzwanzig Recken schuf man da das Kleid.
Ihnen ward auch von dem Kцnig gegeben der Bescheid,
Wie sie laden sollten Gunthern und seinen Bann.
Frau Kriemhild mit ihnen geheim zu sprechen begann. (1454)

Da sprach der reiche Kцnig: “Nun hцret, was ihr tut:
Ich entbiete meinen Freunden alles was lieb und gut,
Und lade sie zu fahren hieher in dieses Land:
Ich habe wohl noch selten so liebe Gдste gekannt. (1455)

Und wenn sie meinen Willen gesonnen sind zu tun,
Kriemhilds Verwandte, so mцgen sie nicht ruhn
Und diesen Sommer kommen zu meiner Lustbarkeit,
Da mir so hohe Wonne meiner Schwдger Freundschaft beut.” (1456)

Da sprach der Fiedelspieler, der stolze Schwemmelein:
“Wann soll das Hofgelage in diesen Landen sein?
Dass wirs euern Freunden am Rheine mцgen sagen.”
Da sprach der Kцnig Etzel: “In der nдchsten Sonnenwende Tagen.” (1457)

“Wir tun, was ihr gebietet,” sprach da Werbelein.
Kriemhilde lieЯ die Boten zu ihrem Kдmmerlein
Fьhren in der Stille und besprach mit ihnen da,
Wodurch noch manchem Degen bald wenig Liebes geschah. (1458)

Sie sprach zu beiden Boten: “Nun verdient ihr groЯes Gut,
Wenn ihr mit rechter Treue meinen Willen tut
Und sagt was ich entbiete heim in unser Land:
Ich mach euch reich an Gute und geb euch herrlich Gewand. (1459)

“Wen ihr von meinen Freunden immer mцget sehn,
Zu Wormes an dem Rheine, so sollt ihrs nie gestehn,
Dass ihr mich immer sahet betrьbt in meinem Mut;
Und entbietet meine GrьЯe diesen Helden kьhn und gut. (1460)

Bittet sie zu leisten was der Kцnig entbot,
Und mich dadurch zu scheiden von aller meiner Not.
Ich scheine vor den Heunen freundelos zu sein;
Wenn ich ein Ritter wдre, ich kдme manchmal an den Rhein. (1461)

Und sagt auch Gernoten, dem edeln Bruder mein,
Dass ihm auf Erden niemand holder mцge sein:
Bittet, dass er mir bringe hieher in dieses Land
Unsre besten Freunde: So wird uns Ehre bekannt. (1462)

Und sagt auch Geiselheren, ich mahn ihn daran,
Dass ich mit seinem Willen nie ein Leid gewann:
Drum sдhn ihn hier im Lande gern die Augen mein;
Ich hдtt ihn hier gar gerne um die groЯe Treue sein. (1463)

Und sagt auch meiner Mutter, was mir fьr Ehr geschieht;
Und wenn von Tronje Hagen der Reise sich entzieht,
Wer ihnen zeigen solle die StraЯen durch das Land?
Die Wege zu den Heunen sind ihm von Jugend auf bekannt.” (1464)

Es wunderte die Boten, warum das mцge sein,
Dass sie diesen Hagen von Tronje nicht am Rhein
Weilen lassen sollten; bald ward es ihnen Leid:
Durch ihn war manchem Degen mit dem grimmen Tode gedrдut. (1465)

Botenbrief und Siegel ward ihnen nun gegeben;
Sie fuhren reich an Gute und mochten herrlich leben.
Urlaub gab ihnen Etzel und sein schцnes Weib,
Ihnen war auch wohl gezieret mit gutem Staate der Leib. (1466)



24. Abenteuer
Wie Werbel und Schwemmel die Botschaft brachten


Als Etzel seine Boten an den Rhein gesandt,
Da flogen diese Mдren geschwind von Land zu Land:
Mit schnellen Abgesandten lud er und entbot
Zu seinem Hofgelage; da holte mancher sich den Tod. (1467)

Die Boten ritten hinnen aus der Heunen Land
Zu den Burgonden, wohin man sie gesandt
Zu drei edeln Kцnigen und ihrem Heeresbann,
Dass sie zu Etzeln kдmen: Zu eilen hub man da an. (1468)

Zu Bechlaren kamen die Boten angeritten;
Ihnen diente man da gerne, dass sie nicht Mangel litten.
Ihre GrьЯe sandten Rьdger und Gotelind
Den Degen an dem Rheine und auch dieser Beiden Kind. (1469)

Sie lieЯen ohne Gaben sie nicht von hinnen gehn,
Dass desto sanfter fьhren die in Etzels Lehn.
Uten und ihren Sцhnen entbot da Rьdiger,
Es wдr kein andrer Markgraf ihnen so gewogen mehr. (1470)

Sie entboten auch Brunhilden alles was lieb und gut,
Ihre stete Treue und dienstbereiten Mut.
Da wollten nach der Rede die Boten weiter ziehn;
Gott bat sie zu bewahren Gotlind die edle Markgrдfin. (1471)

Eh noch die Boten vцllig durchzogen Bayerland,
Werbelein der schnelle den guten Bischof fand:
Was der seinen Freunden hin an den Rhein entbot
WeiЯ ich nicht zu sagen; von seinem Golde so rot (1472)

Schenkt' er den Boten Gaben. Als sie wollten ziehn,
“Sollt ich sie bei mir schauen,” sprach Bischof Pilgerin,
“So wдr mir wohl zu Mute, die Schwestersцhne mein:
Mag ich doch selber selten zu ihnen kommen an den Rhein.” (1473)

Was sie fьr Wege fuhren vom Rheine durch das Land
Kann ich euch nicht bescheiden. Ihr Silber und Gewand
Blieb ihnen unbenommen, man scheute Etzels Zorn:
So vielgewaltig herrschte der edle Kцnig wohlgeborn. (1474)

Binnen zwцlf Tagen kamen sie an den Rhein
Zu Wormes in dem Lande, Werbel und Schwemmelein;
Da sagte mans dem Kцnig und seinen Degen an,
Es kдmen fremde Boten: Gunther zu fragen begann. (1475)

Da sprach der Vogt vom Rheine: “Wer macht mir nun bekannt
Von wannen diese Fremden ritten in das Land?”
Das konnte niemand sagen bis die Boten sah
Hagen von Tronje: Zu dem Kцnig sprach er da: (1476)

“Man bringt uns neues heute, dafьr will ich euch stehn:
Etzels Spielleute, die hab ich hier gesehn.
Die hat eure Schwester gesendet an den Rhein:
Ihrer Herren willen sollen sie willkommen sein.” (1477)

Sie ritten unverweilt zu dem Saal heran:
So herrlich fuhr wohl nimmer eines Fьrsten Fiedelmann.
Des Kцnigs Ingesinde empfing sie gleich zur Hand;
Herberge gab man ihnen und bewahrte ihr Gewand. (1478)

Ihre Reisekleider waren reich und wohlgetan,
Sie mochten wohl mit Ehren sich so dem Kцnig nahn;
Doch wollten sie nicht lдnger sie am Hofe tragen:
“Ob jemand sie begehre?”, das lieЯen die Boten fragen. (1479)

Da waren auch zur Stunde Leute bei der Hand,
Die sie gerne nahmen: Denen wurden sie gesandt.
Da schmьckten sich die Boten mit besserm Gewand,
Wie es Kцnigsboten zu tragen schцn und herrlich stand. (1480)

Da ging mit Urlaube hin wo der Kцnig saЯ
Etzels Ingesinde: Gerne sah man das.
Herr Hagen den Boten mit Zucht entgegen sprang,
Sie minniglich begrьЯend: Das sagten ihm die Knappen Dank. (1481)

Da hub er um die Kunde sie zu befragen an,
Wie Etzel sich gehabe und die ihm untertan.
Da sprach der Fiedelspieler: “Nie besser stands im Land,
Das Volk war niemals froher, das sei euch wahrlich bekannt.” (1482)

Sie gingen zu dem Wirte. Der Kцnigssaal war voll;
Da empfing man die Gдste, wie man immer soll
Boten freundlich grьЯen aus fremder Kцnge Land.
Werbel der Recken viel bei Kцnig Gunthern fand. (1483)

Der Kцnig wohlgezogen zu grьЯen sie begann:
“Willkommen, beide Fiedler in Kцnig Etzels Bann
Mit euern Heergesellen: Weshalb hat euch gesandt
Etzel der reiche zu der Burgonden Land?” (1484)

Sie neigten sich dem Kцnige. Da sprach Werbelein:
“Dir entbietet holde Dienste der liebe Herre mein,
Und Kriemhild deine Schwester hieher in dieses Land:
Sie haben uns euch Recken auf gute Treue hergesandt.” (1485)

Da sprach der reiche Kцnig: “Der Mдre bin ich froh.
Wie gehabt sich Kцnig Etzel,” der Degen fragte so,
“Und Kriemhild meine Schwester in der Heunen Land?”
Da sprach der Fiedelspieler: “Das mach ich gern euch bekannt. (1486)

Besser wohl gehabten sich Leute nimmermehr,
Das glaubet uns in Wahrheit, als die Fьrsten hehr
Und ihre Degen alle, die Freunde wie ihr Bann:
Sie freuten sich der Reise, da wir schieden hindann.” (1487)

“Nun Dank ihm fьr die Dienste, die er mir entbot,
Ihm und meiner Schwester, geliebt es also Gott,
Dass sie in Freuden leben, der Kцnig und sein Bann;
Fragt ich doch sehr in Sorgen um diese Mдre bei euch an.” (1488)

Die beiden jungen Kцnige waren auch gekommen,
Die hatten diese Mдre jetzt erst vernommen.
Geiselher der junge die Boten gerne sah
Aus Liebe zu der Schwester; gar minniglich sprach er da: (1489)

“Ihr Boten sollt uns Degen hier willkommen sein;
Kдmet ihr nur цfter geritten an den Rhein,
Ihr fдndet hier der Freunde, die ihr gerne mцchtet sehn:
Euch sollte wenig Leides in diesen Landen geschehn.” (1490)

“Mir versehn uns aller Ehren zu euch;” sprach Schwemmelein,
“Ihr kцnnt euch nicht bedeuten mit den Worten mein,
Wie Etzel euch so minniglich in sein Land entbot,
Und eure edle Schwester; sie leidet keinerlei Not. (1491)

“An eure Lieb und Treue mahnt euch die Kцnigin
Und dass ihr stets gewogen war euer Herz und Sinn.
Zuvцrderst an den Kцnig sein wir hieher gesandt,
Dass ihr zu reiten mцget geruhn in Kцnig Etzels Land. (1492)

Dass wir euch darum bдten gar dringend er gebot.
Etzel der reiche euch allen das entbot,
Wenn ihr nicht kommen wolltet, eure Schwester sehn,
So mцcht er doch wohl wissen, was euch von ihm wдr geschehn, (1493)

Dass ihr ihn also meidet und auch sein Reich und Land?
Wдr euch auch die Kцnigin fremd und unbekannt,
So mцcht er selbst verdienen, dass ihr kдmet ihn zu sehn:
Wenn ihr das leisten wolltet, so wдr ihm Liebes geschehn.” (1494)

Da sprach der Kцnig Gunther: “Nach der siebenten Nacht
Will ich euch verkьnden, wes ich mich bedacht
Im Rate meiner Freunde; der weilen gehet hin
Zu eurer Herberge und findet gute Ruh darin.” (1495)

Da sprach wieder Werbel: “Kцnnt es nicht geschehn,
Dass wir unsre Fraue, die reiche Ute, sehn,
Eh wir mьden Degen frьgen nach der Ruh?”
Da sprach mit Rittersitten der edle Geiselher dazu: (1496)

“das soll euch niemand wehren; wollt ihr vor sie gehn,
So ist auch meiner Mutter Lieb daran geschehn,
Denn sie sieht euch gerne um die Schwester mein,
Kriemhild die Fraue: Ihr sollt ihr willkommen sein.” (1497)

Geiselher sie brachte hin wo er Uten fand.
Die sah die Boten gerne aus der Heunen Land;
Sie empfing sie freundlich mit tugendreichem Mut:
Da sagten ihr die Mдre die Boten hцfisch und gut. (1498)

“Meine Frau lдsst euch entbieten,” sprach da Schwemmelein,
“Dienst und stete Treue, und wenn es mцchte sein,
Dass sie euch цfter sдhe, so glaubet sicherlich,
Wohl keine andre Freude auf Erden wьnschte sie sich.” (1499)

Da sprach die Kцnigswitwe: “Leider kanns nicht sein:
So gern ich цfter sдhe die liebe Tochter mein,
So wohnt uns doch zu ferne die edle Kцnigin:
Nun geh ihr immer selig die Zeit bei Etzeln dahin. (1500)

“Ihr sollt mich wissen lassen eh ihr zieht davon,
Wann ihr reiten wollet: Ich sah nun lange schon
Boten nicht so gerne als ich euch gesehn.”
Da gelobten ihr die Knappen, ihr Wunsch der solle geschehn. (1501)

Zu den Herbergen gingen die von Heunenland.
Der reiche Kцnig hatte zu den Freunden gesandt:
Gunther der reiche fragte seinen Bann
Was sie darьber dдchten? Wohl manche huben da an: (1502)

“Er mцge fahrlos reiten in Kцnig Etzels Land.”
Das rieten ihm die Besten, die er darunter fand.
Hagen nur alleine, dem war es grimmig leid;
Er sprach zu dem Kцnige: “Mit euch selber seid ihr im Streit. (1503)

Ihr habt doch nicht vergessen was ihr von uns geschehn?
Wir mьssen vor Kriemhilden in steter Sorge stehn:
Ich schlug ihr zu Tode den Mann mit meiner Hand;
Wie dьrften wir wohl reiten hin in Kцnig Etzels Land?” (1504)

Da sprach der reiche Kцnig: “Meiner Schwester Zьrnen schwand:
Mit minniglichem Kusse, eh sie verlieЯ dies Land,
Hat sie uns verziehen was wir an ihr getan:
Es wдre denn sie stдnde bei euch, Herr Hagen, noch an.” (1505)

“Nun lasst euch nicht betrьgen, was sie auch sagen,
Diese Heunenboten: Wollt ihrs mit Kriemhild wagen,
Da verliert ihr zu der Ehre Leben leicht und Leib;
Sie weiЯ wohl nachzutragen, des Kцnigs Etzel Weib.” (1506)

Da sprach zu dem Rate der Degen Gerenot:
“Ihr mцgt aus guten Grьnden fьrchten dort den Tod
In den heunischen Reichen: Stдnden wir drum an
Und mieden unsre Schwester, das wдr gar ьbel getan.” (1507)

Da hub der junge Geiselher zu dem Degen an:
“Wisst ihr euch schuldig, Hagen, dass ihr ihr Leid getan,
So bleibet hier im Lande euer Heil zu wahren;
Nur lasst, die sichs getrauen, mit uns zu meiner Schwester fahren.” (1508)

Darob begann zu zьrnen von Tronje der Degen:
“Ich will nicht dass euch jemand begleitet auf den Wegen,
Der sich mehr getraue zu dieser Fahrt als ich:
Wollt ihrs nicht bleiben lassen, so schaut ihr das sicherlich.” (1509)

Da sprach der Kьchenmeister Rumolt der Degen:
“Der Heimischen und Fremden mцgt ihr zu Hause pflegen
Nach euerm Wohlgefallen: Da habt ihr volle Macht:
Euch hat doch, dьnkt mich, niemand dahin zu Pfande gebracht. (1510)

Wollt ihr nicht Hagen folgen, so rдt euch Rumolt,
Weil ich euch in Treue gewogen bin und hold,
Dass ihr im Lande bleibet nach dem Willen mein
Und lasst den Kцnig Etzel nur dort bei Kriemhilden sein. (1511)

Wo kцnntet ihr auf Erden so gut als hier gedeihn?
Ihr mцgt vor euern Feinden hier wohl geborgen sein,
Ihr kцnnt mit guten Kleidern zieren euern Leib,
Des besten Weines trinken und minnen manches schцne Weib. (1512)

Dazu gibt man euch Speise, so gut sie je gewann
Ein Kцnig auf der Erde. Liegt euch das nicht an,
So mцgt ihr hier verbleiben um euer schцnes Weib,
Eh ihr so unbesonnen verwaget Leben und Leib. (1513)

Drum rat ich euch zu bleiben: Reich ist euer Land:
Ihr kцnnt hier besser lцsen was ihr gabt zu Pfand
Als dort bei den Heunen: Wer weiЯ, wie es da steht?
Verbleibt bei uns, Herr Kцnig, das ist was Rumolt euch rдt.” (1514)

“Wir wollen nun nicht bleiben,” sprach da Gernot,
“Da uns meine Schwester so Freundliches entbot
Und Etzel der reiche, was sollten wir nicht gehn?
Die nicht mit uns wollen, die mцgen daheim bestehn.” (1515)

Zur Antwort sprach da Hagen: “Lasst euch zum Verdruss
Meine Rede nicht gereichen: Was auch geschehn muss,
Das rat ich euch in Treuen, wenn ihr euch gern bewahrt,
Dass ihr nur wohl gerьstet zu dem Heunenlande fahrt. (1516)

“Wenn ihrs euch unterwindet, so entbietet euern Bann,
Die Besten, die ihr findet und die euch untertan;
Daraus will ich erwдhlen tausend Ritter gut:
So mag euch nicht gefдhrden der argen Kriemhilde Mut.” (1517)

“Dem Rate will ich folgen,” sprach der Kцnig gleich.
Da sandt er seine Boten umher in seinem Reich;
Bald brachte man der Helden dreitausend oder mehr;
Sie dachten nicht zu finden so groЯes Leid und Beschwer. (1518)

Sie ritten wohl gemutet in Kцnig Gunthers Land:
Da gab man ihnen allen Ross und auch Gewand,
Die da rдumen sollten der Burgonden Land.
Der Kцnig reiselustig manchen werten Ritter fand. (1519)

Da lieЯ von Tronje Hagen Dankwart den Bruder sein
Achtzig ihrer Recken fьhren an den Rhein.
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