А-П

П-Я

А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  A-Z

 



Бесстрашнейшим и лучшим досталась смерть в удел.
Печаль царила в сердце у тех, кто уцелел.
Стал поминальной тризной весёлый, пышный пир.
За радость испокон веков страданьем платит мир. За радость испокон веков страданьем платит мир. – Лейтмотив «Песни о нибелунгах», почти буквальное повторение слов строфы 17.



Сказать, что было дальше, я не сумею вам.
Известно лишь. что долго и дамам и бойцам
Пришлось по ближним плакать, не осушая глаз.
Про гибель нибелунгов мы окончили рассказ.



Das Nibelungenlied





1. Abenteuer
Wie Kriemhilden trдumte


Viel Wunderdinge melden die Mдren alter Zeit
Von preiswerten Helden, von groЯer Kьhnheit,
Von der Freude Festlichkeiten, von Weinen und von Klagen,
Von kьhner Recken Streiten mцgt ihr nun Wunder hцren sagen. (1)

Es wuchs in Burgonden ein schцnes Mдgdelein,
Wie in allen Landen nichts schцners mochte sein.
Kriemhild war sie geheiЯen und war ein schцnes Weib,
Um das viel Degen mussten verlieren Leben und Leib. (2)

Die Minnigliche lieben brauchte nimmer Scham
Kьhnen Rittersleuten; niemand war ihr gram,
Schцn war ohne MaЯen ihr edler Leib zu schaun;
Die Tugenden der Jungfrau ehrten alle die Fraun. (3)

Sie pflegten drei Kцnige, edel und reich,
Gunther und Gernot, die Recken ohne Gleich,
Und Geiselher der junge, ein auserwдhlter Degen;
Ihre Schwester war die Fraue, die Fьrsten hatten sie zu pflegen. (4)

Die Herren waren milde, von Stamm hoch geboren,
UnmaЯen kьhn von Krдften, die Recken auserkoren.
Das Reich der Burgonden, so war ihr Land genannt,
Sie schufen starke Wunder noch seitdem in Etzels Land. (5)

Zu Worms am Rheine wohnten die Herrn mit ihrer Kraft.
Von ihren Landen diente viel stolze Ritterschaft
Mit stolzlichen Ehren all ihres Lebens Zeit,
Bis jдmmerlich sie starben durch zweier edeln Frauen Neid. (6)

Frau Ute ihre Mutter, die reiche Kцnigin, hieЯ;
Ihr Vater hieЯ Dankrat, der ihnen das Erde lieЯ
Bei seines Lebens Ende, vordem ein starker Mann,
Der auch in seiner Jugend groЯer Ehren viel gewann. (7)

Die drei Kцnge waren, wie ich kund getan,
Stark und hohes Mutes, ihnen waren untertan
Auch die besten Recken, davon man je gesagt,
Von groЯer Kraft und Kьhnheit, in allen Streiten unverzagt. (8)

Das war von Tronje Hagen und auch der Bruder sein,
Dankwart der schnelle, von Metz Herr Ortewein,
Die beiden Markgrafen Gere und Eckewart,
Volker von Alzeie, an allen Krдften wohl bewahrt. (9)

Rumolt der Kьchenmeister, ein auserwдhlter Degen,
Sindolt und Haunolt, die Herren mussten pflegen
Des Hofes und der Ehren in der drei Kцnge Bann;
Noch hatten sie viel Recken, die ich nicht alle nennen kann. (10)

Dankwart, der war Marschall; so war der Neffe sein
Truchsess des Kцnigs, von Metz Herr Ortewein.
Sindolt der war Schenke, ein auserwдhlter Degen,
Und Kдmmerer war Haunolt: sie konnten groЯer Ehren pflegen. (11)

Von ihres Hofes Glanze, von ihrer weiten Kraft,
Von ihrer hohen Wьrdigkeit, und von der Ritterschaft,
Wie sie die Herren ьbten mit Freuden all ihr Leben,
Davon weiЯ wahrlich niemand euch volle Kunde zu geben. (12)

Es trдumte Kriemhilden in der Tugend, der sie pflag,
Einen wilden Falken habe sie erzogen manchen Tag:
Den griffen ihr zwei Aare: dass sie das musste sehn,
Ihr konnt auf dieser Erde grцЯer Leid nicht geschehn. (13)

Den Traum hat sie der Mutter gesagt, Frau Uten;
Die wusst ihn nicht zu deuten als so der guten:
“Der Falke, den du ziehest, das ist ein edler Mann:
Ihn wolle Gott behьten, sonst ist es bald um ihn getan.” (14)

“Was sagt ihr mir vom Manne, viel geliebte Mutter mein?
Ohne Reckenminne will ich immer sein;
So schцn will ich verbleiben bis an meinen Tod,
Dass ich von keinem Manne je gewinnen mцge Not.” (15)

“Verred es nicht so vцllig,” die Mutter sprach da so,
“Willst du je von Herzen auf Erden werden froh,
Das kommt von Mannesminne: Du wirst ein schцnes Weib
So Gott dir noch vergцnnet eines guten Ritters Leib.” (16)

“Die Rede lasset bleiben,” sprach sie, “Fraue mein.
Es mag an manchen Weiben genug erwiesen sein,
Wie Liebe mit Leide am Ende lohnen kann.
Ich will sie meiden beide, nie ьbel geht es mir dann.” (17)

In ihren hohen Tugenden, deren sie zьchtig pflag,
Lebte das edle Mдgdlein noch manchen lieben Tag,
Und hatte nicht gefunden, den minnen mocht ihr Leib;
Dann ward sie doch mit Ehren eines guten Ritters Weib. (18)

Das war derselbe Falke, den jener Traum ihr bot,
Den ihr beschied die Mutter. Ob seinem frьhen Tod
Den nдchsten Anverwandten wie gab sie blutgen Lohn!
Durch dieses Einen Sterben starb noch mancher Mutter Sohn. (19)



2. Abenteuer
Von Siegfrieden


Da wuchs im Niederlande eines reichen Kцnigs Kind
(Siegmund hieЯ sein Vater, seine Mutter Siegelind),
In einer reichen Veste, weithin wohlbekannt,
Unten an dem Rheine, Santen war sie genannt. (20)

Ich sag euch von dem Degen, wie so schцn er ward.
Er war vor allen Schanden immer wohl bewahrt.
Stark und hohes Namens ward bald der kьhne Mann:
Hei! Was er groЯer Ehren auf dieser Erde gewann! (21)

Siegfried war geheiЯen der selbe Degen gut.
Er besuchte viel der Reiche in hochbeherztem Mut.
Durch seine Stдrke ritt er in manches fremde Land:
Hei! Was er schneller Degen bei den Burgonden fand! (22)

* Bevor der kьhne Degen ganz erwuchs zum Mann,
Da hatt er solche Wunder mit seiner Hand getan,
Davon man immer wieder singen mag und sagen:
Wir mьssten viel verschweigen von ihm in heutigen Tagen. (23)

In seinen besten Zeiten, bei seinen jungen Tagen,
Mochte man viel Wunder von Siegfreiden sagen,
Was Ehren an ihm wuchsen und wie so schцn sein Leib:
Drum dachte sein in Minne manches waidliche Weib. (24)

Sie erzogen ihn so fleiЯig als ihm geziemend war;
Was ihm hoher Tugenden der eigne Sinn gebar!
Davon ward noch gezieret seines Vaters Land,
Dass man zu allen Dingen ihn so recht herrlich erfand. (25)

Er war nun so erwachsen, um auch an Hof zu gehn.
Die Leute sahn ihn gerne; viel Fraun und Mдdchen schцn
Wьnschten wohl, er kдme dahin nur immerdar;
Hold waren ihm so manche, des ward der Degen wohl gewahr (26)

Selten ohne Hьter man reiten lieЯ das Kind.
Mit Kleidern hieЯ ihn zieren Siegmund und Siegelind;
Auch pflegten sein die Weisen, denen Ehre war bekannt:
Drum mocht er wohl gewinnen die Leute und auch das Land. (27)

Nun war er in der Stдrke, dass er wohl Waffen trug:
Wes er dazu bedurfte, des gab man ihm genug.
Schon warben ihm die Sinne um manches schцne Weib:
Die minnten wohl mit Ehren des schцnen Siegfriedes Leib. (28)

Da lieЯ sein Vater Siegmund verkьnden seinem Bann,
Er stell ein Hofgelage mit lieben Freunden an.
Da brachte man die Mдre in andrer Kцnge Land;
Den Heimischen und Fremden gab er da Ross und Gewand. (29)

Wen man finden mochte, der Ritter sollte sein
GemдЯ der Eltern Stande, die edeln Junker fein
Lud man nach dem Lande zu dem Hofgelag,
Wo sie das Schwert empfingen mit Siegfried an einem Tag. (30)

Man mцchte Wunder sagen von der Lustbarkeit.
Siegmund und Siegelinde gewannen zu der Zeit
Viel Ehre durch die Gaben, die spendet' ihre Hand:
Drum sah man viel der Fremden zu ihnen reiten in das Land. (31)

Vierhundert Schwertdegen sollten gekleidet gehn
Neben Siegfrieden. Da war manch Mдgdlein schцn
An dem Werk geschдftig, denn jede war ihm hold.
Viel edle Steine legten die Frauen da in das Gold, (32)

Die sie mit Borten wollten wirken ins Gewand
Den jungen stolzen Recken; des war da viel zur Hand.
Der Wirt lieЯ Sitze bauen fьr manchen kьhnen Mann
Zu der Sonnenwende, wo Siegfried Ritters Stand gewann. (33)

Da ging zu einem Mьnster mancher reiche Knecht
Und mancher edle Ritter. Die Alten taten recht,
Dass sie den Jungen dienten, wie ihnen einst geschah:
Sie fanden Kurzweile und genug der Freuden da. (34)

Gott man da zu Ehren eine Messe sang.
Da hub sich von den Leuten ein gewaltger Drang,
Als sie zu Rittern wurden dem Ritterbrauch gemдЯ
Mit also hohen Ehren, so leicht nicht wieder geschдhs. (35)

Sie gingen wo sie fanden gezдumter Rosse viel.
In Siegmunds Hofe wurde so groЯ das Ritterspiel,
Dass man ertosen hцrte Pallas und Saal.
Die hochbeherzten Degen begannen grцЯlichen Schall. (36)

Von Alten und von Jungen mancher StoЯ erklang,
Als der Schдfte Brechen in die Lьfte drang.
Die Splitter sah man fliegen bis zum Saal hinan
Aus manches Recken Hдnden: das wurde fleiЯig getan. (37)

Der Wirt bat es zu lassen. Man zog die Rosse fort:
Wohl sah man auch zerbrochen viel starke Schilde dort
Und viel der edeln Steine auf das Gras gefдllt
Von des lichten Schildes Spangen: Die hatten StцЯe zerschellt. (38)

Des Wirtes Gдste folgten, als man zu Tische lud:
Sie schied von ihrer Mьde viel edle Speise gut,
Und Wein der allerbeste, des man die Fьlle trug.
Den Heimischen und Fremden bot man Ehren da genug. (39)

So viel sie Kurzweile gehabt den ganzen Tag,
Das fahrende Gesinde doch keiner Ruhe pflag:
Sie dienten um die Gabe, die man da reichlich fand;
Des ward mit Lob gezieret Kцnig Siegmunds ganzes Land. (40)

Da lieЯ der Herr verleihen Siegfried, den jungen Mann,
Das Land und die Burgen, wie sonst er selbst getan.
Seinen Schwertgenossen gab viel da seine Hand:
So freute sie die Reise, die sie getan in das Land. (41)

Das Hofgelage wдhrte bis an den siebten Tag.
Sieglind die reiche der alten Sitten pflag,
Dass sie dem Sohn zuliebe verteilte rotes Gold:
sie mocht es wohl verdienen, dass ihm die Leute waren hold. (42)

Da war gar bald kein armer Fahrender mehr im Land.
Ihnen stoben Kleider und Rosse von der Hand,
Als hдtten sie zu leben nicht mehr denn einen Tag.
Man sah nie Ingesinde, das so groЯer Milde pflag. (43)

Mit preiswerten Ehren zerging die Lustbarkeit.
Man hцrte wohl die Reichen sagen nach der Zeit,
Dass sie dem Jungen gerne wдren untertan;
Doch wollte das nicht Siegfried, der viel tugendreiche Mann. (44)

So lang noch beide lebten, Siegmund und Siegelind,
Nicht wollte Krone tragen der beiden liebes Kind;
Doch wollt er herrlich wenden alle die Gewalt,
Die in den Landen fьrchtete der Degen kьhn und wohlgestalt. (45)

* Ihn durfte niemand schelten: seit er die Waffen nahm,
Pflag er der Ruh nur selten, der Recke lobesam.
Er suchte nur zu streiten, und seine starke Hand
Macht' ihn zu allen Zeiten in fremden Landen wohlbekannt. (46)



3. Abenteuer
Wie Siegfried nach Worms kam


Dem Herren mьhte selten irgend ein Herzeleid.
Er hцrte Kunde sagen wie eine schцne Maid
In Burgonden wдre, nach Wьnschen wohlgetan,
Von der er bald viel Freuden und auch viel Leides gewann. (47)

Das Lob ihrer Schцne vernahm man weit und breit,
Und auch ihr Hochgemьte ward zur selben Zeit
Bei der Jungfraue viel Helden wohlbekannt:
Das lud da viel der Gдste Kцnig Gunthern in das Land. (48)

So viel man auch der Werbenden um ihre Minne sah,
Kriemhild in ihrem Sinne sprach dazu nicht ja,
Dass sie einen wollte zum geliebten Mann:
Gar fremd noch war ihr jener, dem sie bald ward untertan. (49)

Da dacht auf hohe Minne der Sieglinde Kind:
Der andern Werben alle war wider seins ein Wind.
Er mochte wohl verdienen schцner Frauen Leib.
Bald ward die edle Kriemhild des kьhnen Siegfriedes Weib. (50)

Ihm rieten seine Freunde und die in seinem Lehn,
Hab er stete Minne sich zum Ziel ersehn,
So soll' er eine werben, der er sich nicht zu schдmen.
Da sprach der edle Siegfried: “So will ich Kriemhilden nehmen, (51)

Die schцne Jungfraue von Burgondenland,
Ob ihrer groЯen Schцne. Das ist mir wohlbekannt,
Kein Kaiser sei so mдchtig, wьrb er um ein Weib,
Dem nicht zu minnen ziemte der reichen Kцnigin Leib.” (52)

Diese Mдre hцrte der Kцnig Siegmund.
Es sprachen seine Leute: also ward ihm kund
Seines Kindes Wille. Es war ihm hцchlich leid,
Dass er werben wolle um diese herrliche Maid. (53)

Die Kцnigin auch erfuhr es, die edle Sieglind:
Die musste groЯe Sorge tragen um ihr Kind,
Denn sie kannte Guntern und die in seinem Bann;
Das Werben man dem Degen sehr zu verleiden begann. (54)

Da sprach der kьhne Siegfried: “Viel lieber Vater mein,
Ohn edler Frauen Minne wollt ich immer sein,
Wenn ich nicht werben dьrfte nach Herzensliebe frei.”
Was jemand reden mochte, so blieb er immer dabei. (55)

“Und willst dus nicht vermeiden,” der Kцnig sprach da so,
“So bin ich deines Willens von ganzem Herzen froh
Und will dirs fьgen helfen, so gut ich immer kann;
Doch hat der Kцnig Gunther manchen hochfдhrtgen Mann. (56)

“Und wдr es anders niemand als Hagen der Degen,
Der kann im Ьbermute wohl der Hochfahrt pflegen,
So dass ich sehr befьrchte, es mцg uns werden leid,
Wenn wir werben wollen um diese herrliche Maid.” (57)

“Was mag uns gefдhrden?”, hub da Siegfried an:
“Was ich mir nicht im Guten dort erbitten kann,
Will ich schon sonst erwerben mit meiner starken Hand.
Ich will von ihm erzwingen die Leute und auch das Land.” (58)

“Leid ist mir deine Rede,” sprach Kцnig Siegmund,
“Und wьrde diese Mдre dort am Rheine kund,
So dьrftest du wohl nimmer in Kцnig Gunthers Land.
Gunther und Gernot, die sind mir lange bekannt. (59)

“Mit Gewalt erwerben kann niemand die Magd,”
Sprach der Kцnig Siegmund, “das ist mir wohl gesagt;
Willst du jedoch mit Recken reiten in das Land,
Die Freunde, die wir haben, die werden eilends besandt.” (60)

“So ist mir nicht zu Mute,” fiel ihm Siegfried ein,
“Dass ich mit Recken sollte reiten an den Rhein.
Nicht mit einer Heerfahrt – das wдre mir wohl leid,
Sollt ich damit erzwingen diese herrliche Maid. (61)

“Ich will sie wohl erzwingen allein mit meiner Hand.
Ich reite selbzwцlfter in Kцnig Gunthers Land:
Dazu sollt ihr mir helfen, Vater Siegmund.”
Da gab man seinen Degen zu Kleidern grau und auch bunt. (62)

Da vernahm auch diese Mдre seine Mutter Sieglind.
Sie begann zu trauern um ihr liebes Kind:
Sie bangt' es zu verlieren durch Kцnig Gunthers Bann:
Gar sehr die edle Kцnigin darob zu weinen begann. (63)

Siegfried der Degen ging hin, wo er sie sah.
Wider seine Mutter gьtlich sprach er da:
“Frau, ihr sollt nicht weinen um den Willen mein,
Wohl denk ich ohne Sorgen vor allen Feinden zu sein. (64)

Und helft mir zu der Reise nach Burgondenland,
Dass mich und meine Recken ziere solch Gewand,
Wie so stolze Recken mit Ehren mцgen tragen:
Ich will dafьr in Wahrheit den Dank von Herzen euch sagen.” (65)

“Ist dir nicht abzuraten,” sprach Frau Siegelind,
“So helf ich dir zur Reise, mein einziges Kind,
Mit dem besten Staate, den je ein Ritter trug,
Dir und den Gesellen: Ihr sollt des haben genug.” (66)

Da neigte sich der Kцnigin Siegfried der junge Mann.
Er sprach: “Nicht mehr Gesellen nehm ich zur Fahrt mir an,
Als der Recken zwцlfe: verseht die mit Gewand;
Ich mцchte gern erfahren, wie's um Kriemhilde bewandt.” (67)

Da saЯen schцne Frauen ьber Nacht und Tag,
Dass ihrer selten eine der Ruhe eher pflag,
Bis man gefertigt hatte Siegfriedens Staat.
Er wollte nun mitnichten seiner Reise haben Rat. (68)

Sein Vater hieЯ ihm zieren sein ritterlich Gewand,
Womit er rдumen wollte Kцnig Siegmunds Land.
Ihre lichten Panzer, die wurden auch bereit
Und ihre festen Helme, ihre Schilde schцn und breit. (69)

Nun sahen sie die Reise zu den Burgonden nahn.
Um sie begann zu sorgen, beides, Weib und Mann,
Ob sie wohl wiederkдmen in ihrer Heimat Land.
Sie geboten aufzusдumen die Waffen und das Gewand. (70)

Schцn waren ihre Rosse, ihr Reitzeug goldesrot:
Wenn wer sich hцher dдuchte, so war es ohne Not,
Als der Degen Siegfried und die in seinem Bann.
Nun bat er, dass er Urlaub nach Burgondenland gewann. (71)

Den gaben ihm mit Trauern Kцnig und Kцnigin.
Er trцstete sie beide mit minniglichem Sinn
Und sprach: “Ihr sollt nicht weinen um den Willen mein;
Immer ohne Sorgen sollt ihr um mein Leben sein.” (72)

Es war leid den Recken, auch weinte manche Maid;
Sie hatten wohl im Herzen gefunden den Bescheid,
Sie mьsstens einst entgelten durch lieber Freunde Tod.
Sie hatten Grund zu klagen, es schuf ihnen wahrlich Not. (73)

Am siebenten Morgen zu Wormes an dem Strand
Ritten schon die Kьhnen: da war all ihr Gewand
Aus rotem Gold gewoben, ihr Reitzeug wohlgetan;
Die Rosse gingen eben den Degen in Siegfrieds Bann. (74)

Neu waren ihre Schilde, licht und breit genug,
Und gar schцn die Helme bei dem Hofeszug
Siegfried des kьhnen in Kцnig Gunthers Land.
Man ersah an Helden nie so herrlich Gewand. (75)

Der Schwerter Enden gingen nieder auf die Sporen,
Scharfe SpieЯe fьhrten die Ritter auserkoren,
Von zweier Spannen Breite war welchen Siegfried trug;
Der hatt an seiner Schneide grimmer Schдrfe genug. (76)

Die goldfarbnen Zдume fьhrten sie an der Hand;
Der Brustriem war von Seide: So kamen sie ins Land.
Da gafften sie die Leute allenthalben an,
Entgegen liefen ihnen die Recken in Gunthers Bann. (77)

Die hochbeherzten Degen, Ritter so wie Knecht,
Die gingen zu den Herren, so war es Fug und Recht,
Die Gдste zu empfangen in ihrer Herren Land;
Sie nahmen ihnen die Pferde mit den Schilden von der Hand. (78)

Da wollten sie die Rosse nach den Stдllen ziehn;
Wie sprach da so geschwinde Siegfried der Degen kьhn:
“Lasst uns stehn die Pferde, mir und den meinen dort:
Wie mir ist zu Mute, so reit ich bald wieder fort. (79)

“Wem die Mдre kund ist, der lasse sich befragen.
Wo ich den Kцnig finde, das soll man mir sagen,
Gunther den reichen aus Burgondenland.”
Da saget' es ihm einer, dem es wohl war bekannt. (80)

“Wollt ihr den Kцnig finden, das mag gar wohl geschehn.
In jenem weiten Saale hab ich ihn gesehn
Unter seinen Helden; da geht zu ihm hinan,
So mцgt ihr bei ihm finden manchen herrlichen Mann.” (81)

Nun war auch dem Kцnig die Mдre schon gesagt,
Dass gekommen wдren Ritter unverzagt:
Sie fьhrten reiche Harnische und herrliche Gewand;
Sie erkenne niemand in der Burgonden Land. (82)

Den Kцnig nahm es Wunder, woher gekommen sei'n
Die herrlichen Recken im Kleid von lichtem Schein,
Und mit so guten Schilden, so neu und so breit:
Dass ihm das niemand sagte, das war Kцnig Gunthern leid. (83)

Da sprach zu dem Kцnig von Metz Herr Ortewein,
Reich und kьhnes Mutes mochte der wohl sein:
“Da wir sie nicht erkennen, so heiЯet jemand gehn
Nach meinem Oheim Hagen: dem sollt ihr sie lassen sehn. (84)

“Dem sind wohl kund die Reiche und alles fremde Land:
Hat er von ihnen Kunde, das mach er uns bekannt.”
Der Kцnig lieЯ ihn holen und die in seinem Lehn:
Man sah ihn stolzes Schrittes mit Recken nach Hofe gehn. (85)

Warum nach ihm der Kцnig, frug Hagen da, gesandt?
“Es sind in meinem Hause Degen unbekannt,
Die niemand weiЯ zu nennen: Habt ihr sie je gesehn,
Das sollst du mir, Hagen, nach der Wahrheit gestehn.” (86)

“Das will ich,” sprach Hagen. Zum Fenster schritt er drauf,
Da lieЯ er nach den Gдsten den Augen freien Lauf.
Es gefiel ihm ihr Gerдte und auch ihr Gewand;
sie waren ihm gar fremde in der Burgonden Land. (87)

Er sprach: “Woher die Recken auch kamen an den Rhein,
Es mцgen selber Fьrsten oder Fьrstenboten sein.
Schцn sind ihre Rosse und ihr Gewand ist gut;
Von wannen sie auch kommen, es sind Helden hochgemut.” (88)

Also sprach da Hagen: “Ich will euch gestehn,
Ob ich gleich im Leben Siegfrieden nicht gesehn,
So will ich doch wohl glauben, wie es damit auch steht,
Dass er es sei, der Degen, der so herrlich dorten geht. (89)

“Er bringet neue Mдre her in dieses Land:
Die kьhnen Nibelungen schlug des Helden Hand,
Die reichen Kцnigssцhne Silbung und Nibelung;
Er wirkte groЯe Wunder mit des starken Armes Schwung. (90)

“Als der Held alleine ritt ohne Hilf und Macht,
Fand er an einem Berge, so ward mir hinterbracht,
Bei Kцnig Niblungs Horte gar manchen kьhnen Mann;
Sie waren ihm gar fremde, bis er hier die Kunde gewann. (91)

“Der Hort Kцnig Niblungs ward hervor getragen
aus einem hohlen Berge: Nun hцret Wunder sagen,
Wie ihn teilen wollte der Nibelungen Bann.
Das sah der Degen Siegfried, den es zu wundern begann. (92)

“So nahe kam er ihnen, dass er die Degen sah
Und ihn die Helden wieder. Der eine sagte da:
Hier kommt der starke Siegfried, der Held aus Niederland.
Seltsame Abenteuer er bei den Nibelungen fand. (93)

“Den Recken wohl empfingen Schilbung und Nibelung.
Einhellig baten die edeln Fьrsten jung,
Dass ihnen teilen mцchte den Hort der werte Mann:
Das begehrten sie, bis endlich ers zu geloben begann. (94)

“Er sah so viel Gesteines, wie wir hцren sagen,
Hundert Doppelwagen, die mцchten es nicht tragen;
Noch mehr des roten Goldes von Nibelungenland:
Das alles sollte teilen des kьhnen Siegfriedes Hand. (95)

“Sie gaben ihm zum Lohne Kцnig Niblungs Schwert:
Da wurden sie des Dienstes gar ьbel gewдhrt,
Den ihnen leisten sollte Siegfried der Degen gut.
Er konnt es nicht vollbringen: Sie hatten zornigen Mut. (96)

* “So musst er ungeteilet den Schatz lassen stehn.
Da bestritten ihn die Degen in der zwei Kцnge Lehn.
Mit ihres Vaters Schwerte, das Balmung war genannt,
Stritt ihnen ab der Kьhne den Hort und Nibelungenland. (97)

“Da hatten sie zu Freunden kьhne zwцlf Mann,
Das waren starke Riesen: Was konnt es sie verfahn?
Die erschlug im Zorne Siegfriedens Hand
Und siebenhundert Recken zwang er vom Nibelungenland (98)

“Mit dem guten Schwerte, das Balmung war genannt.
Viel der jungen Degen, vom Schrecken ьbermannt,
Den vor dem Schwert sie hatten und vor dem kьhnen Mann,
Das Land mit den Burgen machten sie ihm untertan. (99)

“Dazu die reichen Kцnige, die schlug er beide tot;
Er kam durch Alberichen darauf in groЯe Not:
Der wollte seine Herren rдchen allzuhand,
Eh er die groЯe Stдrke noch an Siegfrieden fand. (100)

“Da war ihm nicht gewachsen der gewaltge Zwerg:
Wie die wilden Leuen liefen sie an den Berg,
Als er die Tarnkappe Albrichen abgewann.
Da war des Herr des Hortes Siegfried der furchtbare Mann. (101)

“Die sich getraut zu fechten, die lagen all erschlagen:
Er lieЯ den Hort wieder nach dem Berge tragen,
Woraus ihn erst genommen die in Niblungs Bann:
Alberich der starke das Amt des Kдmmrers gewann. (102)

“Erst musst ihm Eide schwцren, er dien ihm als sein Knecht,
Mit allerhand Diensten ward er ihm gerecht,”
So sprach von Tronje Hagen: “Das hat der Held getan:
Also groЯe Krдfte nie mehr ein Recke gewann. (103)

Noch ein Abenteuer ist mir von ihm bekannt:
Einen Linddrachen schlug des Helden Hand;
Da er im Blut sich badete, ward hцrnern seine Haut:
Nun versehrt ihn keine Waffe: Das hat man oft an ihm geschaut. (104)

Drum rat ich, dass den Jьngling man wohl empfangen soll,
Damit wir nicht verdienen des schnellen Recken Groll;
Er ist so schцn von Wuchse, man seh ihn freundlich an:
Er hat mit seinen Krдften so manche Wunder getan.” (105)

* Da sprach der reiche Kцnig: “Fьrwahr, du hast wohl recht.
Wie ritterlich er dasteht, als gдlt es ein Gefecht,
Dieser kьhne Degen und die in seinem Lehn!
Wir wollen ihm entgegen hinab zu dem Recken gehn.” (106)

* “Das mцgt ihr,” sprach da Hagen, “mit allen Ehren schon:
Er ist von edelm Stamme, eines reichen Kцnigs Sohn;
Auch hat er die Gebдrde, mich dьnkt, beim Herren Christ,
Es sei nicht kleine Mдre, warum er hergeritten ist.” (107)

Da sprach des Landes Kцnig: “Nun sei er uns willkommen,
Er ist kьhn und edel, das hab ich wohl vernommen:
Des soll er genieЯen in Burgondenland.”
Da ging der Kцnig Gunther hin wo er Siegfrieden fand. (108)

Der Wirt und seine Gдste empfingen so den Mann,
Dass wenig an dem GruЯe gebrach, den er gewann;
Des neigte sich vor ihnen der Degen ausersehn,
Weil ihm so recht freundlich die GrьЯe waren geschehn. (109)

“Mich wundert,” sprach der Kцnig Gunther allzuhand,
“Woher ihr, edler Siegfried, gekommen in dies Land,
Oder was ihr suchen wollet zu Wormes an dem Rhein?”
Da sprach der Gast zum Kцnig: “Das soll euch unverholen sein. (110)

Ich habe sagen hцren in meines Vaters Land,
An euerm Hofe wдren (das hдtt ich gern erkannt)
Die allerkьhnsten Recken (so hab ich oft vernommen),
Die je gewann ein Kцnig: Darum bin ich hieher gekommen. (111)

So hцr ich auch euch selber Mannheit zugestehn,
Man habe keinen Kцnig noch so kьhn gesehn.
Das rьhmen viel die Leute ьber allem diesem Land:
Nun kann ichs nicht verwinden, bis ich die Wahrheit befand. (112)

Ich bin auch ein Recke und soll die Krone tragen:
Ich mцcht es gerne fьgen, dass sie von ihr sagen,
Dass ich mit Recht besдЯe die Leute wie das Land;
Mein Haupt und meine Ehre setz ich gern dafьr zum Pfand. (113)

Seid ihr nun so verwogen, wie euch die Sage zieht,
So frag ich nicht, ists Jemand lieb oder leid:
Ich will von euch erzwingen was euch angehцrt,
Das Land und die Burgen unterwerf ich meinem Schwert.” (114)

Der Kцnig war verwundert und all sein Volk umher,
Als sie vernommen hatten sein seltsam Begehr,
Dass er des Willens wдre, zu nehmen ihm sein Land:
Das hцrten seine Recken, die wurden zornig zuhand. (115)

“Wie hдtt ich das verdienet?”, sprach Gunther der Degen,
Wes mein Vater lange mit Ehre durfte pflegen,
Dass wir das sollten missen durch jemands Ьberkraft?
Das wдre schlecht beweisen, dass wir auch pflegen Ritterschaft!” (116)

“Ich kann es nicht verwinden,” fiel ihm der Kьhne drein,
“Es mag vor deiner Herrschaft dein Land befriedet sein:
Ich will es nun verwalten; doch auch das Erbe mein,
Erwirbst du es durch Stдrke, es soll dir untertдnig sein. (117)

“Dein Erbe und das meine, gleich sollen beide liegen;
Und wer dann von uns beiden den andern mag besiegen,
Dem soll es alles dienen, die Leute wie das Land.”
Dem widersprach da Hagen und auch Gernot zuhand. (118)

“So stehn uns nicht die Sinne,” sprach da Gernot,
“Nach neuen Lands Gewinne, dass jemand sollte tot
Vor Heldeshдnden liegen: Reich ist unser Land,
Das uns mit Recht gehorsamt, zu niemand besser bewandt.” (119)

Da standen grimmen Mutes umher die Freunde sein;
Da war auch darunter von Metz Herr Ortewein:
Der sprach: “Diese Sьhne ist mir von Herzen leid:
Euch ruft der starke Siegfried ohn allen Grund in den Streit. (120)

Steht ihr und eure Brьder ihm auch nicht zur Wehr,
Und ob er bei sich fьhrte ein ganzes Kцnigsheer,
So wollt ichs doch erstreiten, dass der kьhne Held
Also hohen Ьbermut mit gutem Recht bei Seite stellt.” (121)

Darьber zьrnte mдchtig der Held von Niederland:
“Nicht wider mich vermessen darf sich deine Hand:
Ich bin ein reicher Kцnig, du bist in Kцnigs Lehn;
Wohl dьrfen deiner Zwцlfe mit Streit mich nimmer bestehn.” (122)

Nach Schwertern rief da heftig von Metz Herr Ortewein:
Von Tronje Hagens Schwestersohn, der durft er wahrlich sein;
Dass der so lang geschwiegen, das war dem Kцnig leid.
Da unterfing sichs Gernot, der Ritter kьhn und kampfbereit. (123)

Er sprach zu Ortweinen: “Lasst euer Zьrnen sein;
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