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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  A-Z

 

Man soll so Frauen ziehen,” sprach Siegfried der Degen,
“Dass sie ьppge Reden lassen unterwegen;
Verbiet es deinem Weibe, ich will es meinem tun.
Solchen Ьbermutes in Wahrheit schдm ich mich nun.” (886)

Viel schцne Frauen wurden durch Reden schon entzweit.
Da zeigte Brunhilde solche Traurigkeit,
Dass es erbarmen musste die in Gunthers Bann:
Da kam von Tronje Hagen zu der Kцnigin heran. (887)

Er fragte was ihr wдre, weil er sie weinend fand;
Sie sagt' ihm die Mдre. Er gelobt' ihr gleich zur Hand,
Dass es bьЯen solle der Kriemhilde Mann,
Oder amn treff ihn nimmer unter Frцhlichen an. (888)

Ьber die Rede kamen Ortwein und Gernot,
Allda die Helden rieten zu Siegfriedens Tod.
Dazu kam auch Geiselher, der schцne Ute Kind.
Als er die Rede hцrte, sprach der Getreue geschwind: (889)

“Weh, ihr guten Recken, warum tut ihr das?
Siegfried ja verdiente niemals solchen Hass,
Dass er darum verlieren Leben sollt und Leib:
Auch sind es viel Dinge, um die wohl zьrnet ein Weib.” (890)

“Sollen wir Gдuche ziehen?”, sprach Hagen dagegen,
“Das brдchte wenig Ehre solchen guten Degen.
Dass er sich rьhmen durfte der lieben Frauen mein,
cih will des Todes sterben oder es muss gerochen sein.” (891)

Da sprach der Kцnig selber: “Er hat uns nichts getan
AuЯer Lieb und Ehre: So leb er denn fortan.
Was sollt ich denn dem Recken hegen solchen Hass?
Er zeigt uns immer Treue, gar williglich tat er das.” (892)

Da begann von Metze der Degen Ortwein:
“Wohl kann ihm hier nicht helfen die groЯe Stдrke sein.
Erlaubt es mir mein Herre, ich tu ihm alles Leid.”
Da waren ihm die Helden ohne Grund zu schaden bereit. (893)

Dem folgte dennoch niemand, auЯer dass Hagen
Alle Tage pflegte zu Gunthern zu sagen:
“Wenn Siegfried nicht mehr lebte, ihm wьrden untertan
Manches Kцnigs Lande.” Da fing der Held zu trauern an. (894)

Da lieЯ man es bewenden und ging dem Kampfspiel nach.
Hei! Was man starker Schдfte vor dem Mьnster brach
Vor Siegfriedens Weibe bis an den Saal hinan!
Darьber kam in Unmut mancher Held in Gunthers Bann. (895)

Der Kцnig sprach: “Lasst fahren den mordlichen Zorn.
Er ist uns zu Ehren und zum Heil geborn:
Auch ist so stark und grimmig der wunderkьhne Mann,
Wenn ers inne wьrde, so dьrfte niemand ihm nahn.” (896)

“Nicht doch,” sprach Hagen, “da dьrft ihr ruhig sein:
Wir leiten in der Stille alles sorglich ein.
Brunhildens Weinen soll ihm werden leid:
Immer sei ihm Hagen zu Hass und Schaden bereit.” (897)

Da sprach Kцnig Gunther: “Wie mцchte das geschehn?”
Zur Antwort gab ihm Hagen: “Das sollt ihr bald verstehn:
Wir lassen Boten reiten her in dieses Land,
Uns offnen Krieg zu kьnden, die hier niemand sind bekannt. (898)

“Dann sagt ihr vor den Gдsten, ihr wollt mit euerm Lehn
Euch zur Heerfahrt rьsten. Sieht er das geschehn,
So verspricht er euch zu helfen; dann gehts ihm an den Leib,
Erfahr ich nur die Mдre von des kьhnen Recken Weib.” (899)

Der Kцnig folgte leider seines Dienstmanns Rat
So huben an zu sinnen Auf Untreu und Verrat,
Eh es wer erkannte, die Ritter auserkoren:
Durch zweier Frauen Zьrnen ging da mancher Held verloren. (900)



15. Abenteuer
Wie Siegfried verraten ward


Man sah am vierten Morgen zweiunddreiЯig Mann
Hin zu Hofe reiten da ward es kund getan
Gunther dem reichen, es gelt ihm Krieg und Streit.
Die Lьge schuf den Frauen groЯen Jammer und Leid. (901)

Sie gewannen Urlaub an den Hof zu gehn.
Da sagten sie, sie stдnden in Lьdegers Lehn,
Den einst bezwungen hatte Siegfriedens Hand
Und ihn als Geisel brachte Kцnig Gunthern in das Land. (902)

Die Boten er begrьЯte und hieЯ sie sitzen gehn.
Einer sprach darunter: “Herr Kцnig, lasst uns stehn,
Dass wir die Mдren sagen, die euch entboten sind:
Wohl habt ihr zu Feinden, das wisset, mancher Mutter Kind. (903)

“Euch widersagt Lьdegast und auch Lьdeger:
Denen schuft ihr weiland grimmige Beschwer;
Nun wollen sie mit Heereskraft reiten in dies Land.”
Der Fьrst begann zu zьrnen, als ihm die Mдre ward bekannt. (904)

Man lieЯ die falschen Boten zu den Herbergen gehn.
Wie mochte wohl Siegfried der Tьcke sich versehn,
Er oder anders jemand, die man so heimlich spann?
Doch war es ihnen selber zu groЯem Leide getan. (905)

Der Kцnig mit den Freunden ging raunend ab und zu;
Herr Hagen von Tronje lieЯ ihm keine Ruh.
Noch wollt es mancher wenden in des Kцnigs Lehn;
Doch nicht vermocht er Hagen von seinen Rдten abzustehn. (906)

Eines Tages Siegfried die Degen raunend fand.
Da begann zu fragen der Held von Niederland:
“Wie traurig geht der Kцnig und die in seinem Bann?
Das helf ich immer rдchen, hat ihnen jemand Leid getan.” (907)

Da sprach Kцnig Gunther: “Wohl hab ich Herzeleid:
Lьdegast und Lьdeger drohn mir Krieg und Streit.
Mit Heerfahrten wollen sie reiten in mein Land.”
Da sprach der kьhne Degen: “Dem soll Siegfriedens Hand (908)

Nach allen euern Ehren mit Krдften widerstehn;
Von mir geschieht den Recken was ihnen einst geschehn:
Ihre Burgen leg ich wьste und dazu ihr Land
Eh ich ablasse: Des sei mein Haupt euer Pfand. (909)

Ihr mit euern Recken nehmt der Heimat wahr;
Lasst mich zu ihnen reiten mit meiner Leute Schar.
Dass ich euch gerne diene, lass ich euch wohl sehn;
Von mir soll euern Feinden, das wisset, ьbel geschehn.” (910)

“O wohl mir dieser Mдre,” der Kцnig sprach da so,
Als wдr er seiner Hilfe alles Ernstes froh;
Tief neigte sich in Falschheit der ungetreue Mann.
Da sprach der Herre Siegfried: “Lasst euch wenig Sorge nahn.” (911)

Sie schickten mit den Knechten zu der Fahrt sich an:
Siegfrieden und den seinen ward es zum Schein getan.
Da gebot er sich zu rьsten denen von Niederland:
Siegfriedens Recken suchten ihr Streitgewand. (912)

Da sprach der starke Siegfried: “Mein Vater Siegmund,
Bleibet hier im Lande: Wir kehren bald gesund,
Wenn Gott uns Glьck verleihet, wieder an den Rhein:
Ihr sollt bei dem Kцnig unterdessen frцhlich sein.” (913)

Da wollten sie von dannen: Die Fahnen band man an.
Da waren wohl manche in Kцnig Gunthers Bann,
Die nicht die Mдre wussten, warum es war geschehn.
GroЯ Heergesinde mochte man da bei Siegfrieden sehn. (914)

Die Panzer und die Helme man auf die Rosse lud;
Es wollten aus dem Lande viel starke Ritter gut.
Da ging von Tronje Hagen hin wo er Kriemhild fand;
Er bat sie um den Urlaub; sie wollten rдumen das Land. (915)

“Wohl mir,” sprach Kriemhilde, “dass ich den Mann gewann,
Der meine lieben Freunde so wohl beschьtzen kann
Wie mein Herre Siegfried tut an den Brьdern mein:
Drum will ich hohen Mutes,” so sprach die Kцnigin, “sein (916)

Lieber Freund Hagen, bedenk mir nun auch das,
Ich dien ihnen gerne, trug ihnen niemals Hass.
Das lass mich auch genieЯen an meinem lieben Mann;
Er soll es nicht entgelten was ich Brunhilden getan. (917)

Das hat mich schon gereuet,” so sprach das edle Weib,
“Auch hat er so zerbleuet zur Strafe meinen Leib,
Dass ich es je geredet, beschwerte seinen Mut:
Er hat es wohl gerochen, dieser Degen kьhn und gut.” (918)

Da sprach er: “Ihr versцhnet euch wohl nach wenig Tagen,
Kriemhilde, liebe Fraue, nun sollt ihr mir sagen,
Wie ich euch dienen mцge an Siegfried euerm Herrn;
Ich gцnn es niemand besser, und tu es, Kцnigin, gern.” (919)

“Ich wдr ohn alle Sorge,” so sprach das edle Weib,
“Dass wer im Kampf ihm nдhme das Leben und den Leib;
Wenn er nicht folgen wollte seinem Ьbermut,
So wдr er immer sicher, dieser Degen kьhn und gut.” (920)

“Wenn ihr besorget, Fraue,” Hagen da begann,
“Dass er verwundet werde, so vertrauet mir an,
Wie soll ich es beginnen, dem zu widerstehn?
Ihn zu schirmen will ich immer bei ihm reiten und gehn.” (921)

“Du bist mein Verwandter, so will ich deine sein:
Ich befehle dir auf Treue den lieben Gatten mein;
Dass du wohl behьtest mir den lieben Mann.”
Was besser wдr verschwiegen vertraute sie da ihm an. (922)

Die sprach: “Mein Mann ist tapfer, dazu auch stark genug.
Als er den Linddrachen an dem Berge schlug,
Da badete sich im Blute der Degen allbereit,
Daher ihn keine Waffe je versehren mocht im Streit. (923)

“Jedoch bin ich in Sorgen, wenn er im Sturme steht
Und von der Helden Hдnden mancher Speerwurf geht,
Dass ich dann verliere meinen lieben Mann.
Hei! Was ich groЯer Sorgen oft um Siegfried gewann! (924)

“Mein lieber Freund, ich meld es nun auf Gnade dir,
Auf dass du deine Treue bewдhren magst an mir,
Wo man kann verwunden meinen lieben Mann.
Das sollst du nun vernehmen: Es ist auf Gnade getan. (925)

Als von des Drachen Wunden floss das heiЯe Blut,
Da badet' in dem Blute sich der Ritter gut:
Da fiel ihm auf die Achsel ein Lindenblatt gar breit:
Da kann man ihn verwunden, das schafft mir Sorgen und Leid.” (926)

Da sprach von Tronje Hagen: “So nдht auf sein Gewand
Mir ein kleines Zeichen: Daran ist mir bekannt,
Wo ich sein hьten mьsste, wenn wir in Stьrmen stehn.”
Sie wollte sein Leben fristen: Auf seinen Tod wars abgesehn. (927)

Sie sprach: “Mit feiner Seide nдh ich auf sein Gewand
Insgeheim ein Kreuzchen: Da soll, Held, deine Hand
Meinen Mann beschirmen, wenns ins Gedrдnge geht,
Und wenn er in den Stьrmen dann vor seinen Feinden steht.” (928)

“Das tu ich,” sprach da Hagen, “viel liebe Fraue mein.”
Wohl wдhnte da die Kцnigin, sein Frommen sollt es sein:
Da war hiemit verraten der Kriemhilde Mann.
Urlaub nahm da Hagen: Da ging er frцhlich hindann. (929)

* Was er erfahrne hдtte? Bat ihn sein Herr zu sagen.
“Ich will die Reise wenden, wir wollen reiten jagen;
Wohl weiЯ ich nun die Mдre, wie ich ihn tцten soll.
Wollt ihr die Jagd bestellen?” “Das tu ich,” sprach der Kцnig, “wohl.” (930)

Des Kцnigs Ingesinde war froh und wohlgemut.
Gewiss, dass solche Bosheit kein Recke wieder tut
Bis zum jьngsten Tage, als da von ihm geschah,
Als sich seiner Treue die schцne Kцnigin versah. (931)

Am folgenden Morgen mit tausend Mannen gut
Ritt der Degen Siegfried davon mit frohem Mut:
Er wдhnt', er solle rдchen seiner Freunde Leid.
So nahe ritt ihm Hagen, dass er beschaute sein Kleid. (932)

Als er ersah das Zeichen, da schickt' er ungesehn,
Andre Mдr zu bringen, zwei aus seinem Lehn:
In Frieden solle bleiben Kцnig Gunthers Land;
Es habe sie Lьdeger zu dem Kцnige gesandt. (933)

Wie ungerne Siegfried ablieЯ von dem Streit,
Eh er gerochen hatte seiner Freunde Leid!
Kaum hielten ihn zurьcke die in Gunthers Bann.
Da ritt er zu dem Kцnig, der ihm zu danken begann. (934)

“Nun lohn euch, Freund Siegfried, den guten Willen Gott,
Dass ihr so gerne tatet was ich mir wдhnte Not;
Das will ich euch vergelten, wie ich billig soll.
vor allen meinen Freunden vertrau ich euch immer wohl. (935)

“Da wir des Heerzugs uns so entledigt sehn,
So rat ich, dass wir Bдren und Schweine jagen gehn
Nach dem Wasgauwalde, wie ich oft getan.”
Das hatte Hagen geraten, dieser ungetreue Mann. (936)

“Allen meinen Gдsten soll man das nun sagen,
Ich denke frьh zu reiten: Die mit mir wollen jagen,
Dass sie sich fertig halten; die aber hier bestehn,
Kurzweilen mit den Frauen: So sei mir Liebes geschehn.” (937)

Mit herrlichen Sitten sprach da Siegfried:
“Wenn ihr jagen reitet, da will ich gerne mit.
So sollt ihr mir leihen einen Jдgersmann
Mit etlichen Bracken; so reit ich mit euch in den Tann.” (938)

“Wollt ihr nur einen?”, fragte der Kцnig gleich zur Hand:
“Ich leid euch, wollt ihr, viere, denen wohlbekannt
Der Wald ist und die Steige, wo viel Wildes ist,
Dass ihr nicht waldverwiesen zu den Herbergen reiten mьsst.” (939)

Da ritt zu seinem Weibe der Degen unverzagt.
Derweilen hatte Hagen dem Kцnige gesagt,
Wie er verderben wolle den tapferlichen Degen:
So groЯer Untreue sollt ein Mann nimmer pflegen. (940)

*Als die Ungetreuen geschaffen seinen Tod,
Da wussten sie es alle. Geiselher und Gernot
Wollten nicht mitjagen. WeiЯ nicht aus welchem Groll
sie ihn nicht gewarnet; doch des entgalten sie voll. (941)



16. Abenteuer
Wie Siegfried erschlagen ward



Gunther und Hagen, die Recken wohlgetan,
Berieten mit Untreuen ein Brischen in den Tann.
Mit ihren scharfen SpieЯen wollten sie jagen gehn
Bдren, Schwein und Bьffel: Was konnte Kьhnres geschehn? (942)

Da ritt auch mit ihnen Siegfried mit stolzem Sinn.
Man bracht ihnen Speise mancherlei dahin.
An einem kalten Brunnen verlor er bald den Leib:
Brunhild hat es geraten, Gunter des Kцnigs Weib. (943)

Da ging der kьhne Degen, wo er Kriemhilden fand.
Schon war aufgesдumt das edle Birschgewand
Fьr ihn und die Gesellen: Sie wollten ьber Rhein.
Da konnte Kriemhilden nicht ьbler zu Mute sein. (944)

Seine liebe Tante kьsst' er an den Mund:
“Gott lasse mich dich, Fraue, noch wieder sehn gesund,
Und mich auch deine Augen; mit holden Freunden dein
Verkьrze dir die Stunden; ich kann nun nicht bei dir sein.” (945)

Da gedachte sie der Mдre, sie durft es ihm nicht sagen,
Die sie Hagen sagte: Da begann zu klagen
Die edle Kцnigstochter, dass sie je geboren ward:
Ohne MaЯen weinte die wunderschцne Fraue zart. (946)

Sie sprach zu dem Recken: “Lasst euer Jagen sein:
Mir trдumte heunt von Leide, wie euch zwei wilde Schwein
Auf der Haide jagten: Da wurden Blumen rot.
Dass ich so bitter weine, das tut mir sicherlich Not. (947)

Ich fьrchte sehr und bange vor etlicher Verrat.
Hier sind gewisslich welche, die man erzьrnet hat:
Die kцnnten uns verfolgen mit feindlichem Hass.
Bleibt hier, mein lieber Herre, mit Treue rat ich euch das.” (948)

“Meine liebe Traute, ich kehr in kurzer Zeit;
Ich weiЯ nicht, dass hier Jemand mit Hass trьg oder Neid.
Alle deine Freunde sind insgemein mir hold;
Auch verdient ich von den Degen wohl nimmer anderlei Sold.” (949)

“Nicht doch, lieber Siegfried, wohl fьrcht ich deinen Fall.
Mir trдumte heunt von Leide, wie ьber dir zu Tal
Fielen zwei Berge, dass ich dich nie wieder sah:
Und willst du von mir scheiden, das geht mir inniglich nah.” (950)

Er umfing mit Armen das tugendreiche Weib,
Mit holdem Kusse herzt' er ihren schцnen Leib.
Da nahm er Urlaub und schied in kurzer Stund:
Sie ersah ihn leider darnach nicht wieder gesund. (951)

Da ritten sie von dannen in einem tiefen Tann.
Der Kurzweil willen folgte manch kьhner Rittersmann
Gunthern dem Kцnige und Siegfrieden nach.
Geiselher der Ruhe daheim mit Gernoten pflag. (952)

Manch Saumross zog beladen vor ihnen ьberrhein,
Das den Jagdgesellen das Brot trug und den Wein,
Das Fleisch mit den Fischen und Speise mancher Art,
Wie sie ein reicher Kцnig wohl haben mag auf der Fahrt. (953)

Da lieЯ man herbergen bei dem Walde grьn
Vor des Wildes Wechseln die stolzen Jдger kьhn,
Als sie da jagen wollten, auf breitem Angergrund.
Da war auch Siegfried kommen: Das ward dem Kцnige kund. (954)

Von den Jagdgesellen ward umhergestellt
Die Wart an allen Enden: Da sprach der kьhne Held,
Siegfried der starke: “Wer soll uns in den Tann
Nach dem Wilde weisen? Ihr Degen kьhn und wohlgetan.” (955)

“Wollen wir uns scheiden,” hub da Hagen an,
“Ehe wir beginnen zu jagen hier im Tann?
So mцgen wir erkennen, ich und die Herren mein,
Wer die besten Jдger bei dieser Waldreise sei'n. (956)

Die Leute und die Hunde, wir teilen uns darein:
Dann fдhrt, wohin ihn lьstet, jeglicher allein,
Und wer das Beste jagte, dem sagen alle Dank.”
Da weilten die Jдger beieinander nicht mehr lang. (957)

Da sprach der Herre Siegfried: “Der Hunde hab ich Rat,
Ich will nur einen Bracken, der so genossen hat,
Dass er des Wildes Fдhrte spьre durch den Tann:
Wir kommen wohl zum Jagen!”, so sprach der Kriemhilde Mann. (958)

Da nahm ein alter Jдger einen Spьrhund
Und brachte den Herren in einer kurzen Stund,
Wo sie viel Wildes fanden: Was des vertrieben ward,
Da erjagten die Gesellen, wie heut noch guter Jдger Art. (959)

Was da der Bracke scheuchte, das schlug mit seiner Hand
Siegfried der kьhne, der Held von Niederland.
Sein Ross lief so geschwinde, dass ihm nicht viel entrann:
Das Lob er bei dem Jagen vor ihnen allen gewann. (960)

Er war in allen Dingen mannhaft genug.
Das Erste von den Tieren, die er zu Tode schlug,
Das war ein starkes Halbschwein, mit eigener Hand;
Nicht lang darauf der Degen einen ungefьgen Leuen fand. (961)

Als den Bracke scheuchte, schoss er ihn mit dem Bogen
Und dem scharfen Pfeile, den er darauf gezogen;
Der Leu lief nach dem Schusse kaum dreier Sprьnge lang.
Seine Jagdgesellen, die sagten Siegfrieden Dank. (962)

Darnach schlug er wieder einen Bьffel und einen Elk,
Vier starker Auer nieder und einen grimmen Schelk.
So schnell trug ihn die Mдhre, dass ihm nichts entsprang:
Hinden und Hirsche wurden viele sein Fang. (963)

Einen groЯen Eber trieb der Spьrhund auf,
Als der flьchtig wurde, da kam in schnellem Lauf
Derselbe Jagdmeister und nahm ihn wohl aufs Korn:
Anlief den kьhnen Degen der Eber in groЯem Zorn. (964)

Da schlug ihn mit dem Schwerte der Kriemhilde Mann:
Das hдtt ein andrer Jдger nicht so leicht getan.
Als er ihn gefдllet, fing man den Spьrhund.
Da ward sein reiches Jagen den Burgonden alle kund. (965)

* Da sprachen seine Jдger: “Kann es fьglich sein,
So lasst uns, Herr Siegfried, des Wildes ein Teil gedeihn:
Ihr wollt uns heute leeren den Berg und auch den Tann.”
Darob begann zu lдcheln der Degen kьhn und wohlgetan. (966)

Da vernahm man allenthalben Lдrmen und Getos.
Von Leuten und von Hunden ward der Schall so groЯ,
Man hцrte widerhallen den Berg und auch den Tann.
Vierundzwanzig Hunde hatten die Jдger losgetan, (967)

Da wurde viel des Wildes vom grimmen Tod ereilt.
Sie wдhnten es zu fьgen, dass ihnen zugeteilt
Der Preis des Jagens wьrde: Das konnte nicht geschehn,
Als bei der Feuerstдtte der starke Siegfried ward gesehn. (968)

Die Jagd war zu Ende, und doch nicht ganz und gar.
Die zu der Herberg wollten brachten mit sich dar
Hдute mancher Tiere, dazu des Wilds genug.
Hei! Was man zur Kьche vor das Ingesinde trug! (969)

Da lieЯ der Kцnig kьnden den Jдgern wohl geborn
Dass er zum Imbiss wolle; da wurde laut ins Horn
Einmal gestoЯen: Also ward bekannt,
Dass man den edeln Fьrsten bei den Herbergen fand. (970)

* Da sprach ein Jдger Siegfrieds: “Herr, ich hab vernommen
An eines Hornes Schalle, wir sollen nun kommen
Zu den Herbergen: Erwiedr ichs, das behagt.”
Da ward nach den Gesellen mit Blasen lange gefragt. (971)

Da sprach Kцnig Siegfried: “Nun rдumen wir den Wald.”
Sein Ross trug ihn eben, die andern folgten bald.
Sie verscheuchten mit dem Schalle ein Waldtier fьrchterlich.
Einen wilden Bдren; da sprach der Degen hinter sich: (972)

“Ich schaff uns Jagdgesellen eine Kurzweil.
Da seh ich einen Bдren: Den Bracken lцst vom Seil.
Zu den Herbergen soll mit uns der Bдr:
Er kann uns nicht entrinnen und flцh er auch noch so sehr.” (973)

Da lцs'ten sie den Bracken, gleich sprang der Bдr hindann.
Da wollt ihn erreiten der Kriemhilde Mann.
Er fiel in ein Geklьfte: Da konnt er ihm nicht bei:
Das starke Tier wдhnte von den Jдgern schon sich frei. (974)

Da sprang von seinem Rosse der stolze Ritter gut
Und begann ihm nachzulaufen. Das Tier war ohne Hut,
Es konnt ihm nicht entrinnen; er fing es allzuhand.
Ohn es zu verwunden der Degen eilig es band (975)

Kratzen oder beiЯen konnt es nicht den Mann.
Er band es auf den Sattel: aufsaЯ der Schnelle dann:
Er bracht es zu dem Herde in seinem hohen Mut
Zu einer Kurzweile, der Degen edel und gut. (976)

Er ritt zur Herberge in welcher Herrlichkeit!
Sein SpieЯ war ungefьge, stark dazu und breit;
Eine schmucke Waffe hing ihm herab bis auf den Sporn;
Von rotem Golde fьhrte der Degen ein schцnes Horn. (977)

Von besserm Birschgewande hцrt ich niemals sagen.
Einen Rock von schwarzem Zeuche sah man ihn tragen
Und einen Hut von Zobel, reich war der genug.
Hei! Was fьr Borten an seinem Kцcher er trug! (978)

Von einem Panther war darьber gezogen
Ein VlieЯ des Ruches wegen. Auch trug er einen Bogen,
Den man mit einer Winde musste ziehen an,
Wenn man ihn spannen wollte, er hдtte es selbst denn getan. (979)

Von der Haut des Luchses war alle sein Gewand,
Das man von Kopf zu FьЯen bunt ьberstreuet fand.
Aus dem lichten Rauchwerk zu beiden Seiten hold
Schien an dem kьhnen Jдger manche Borte von Gold. (980)

Auch fьhrt' er Balmungen, das breite schmucke Schwert:
Das war scharf und schneidig, nichts bleib unversehrt;
Wenn man es schlug auf Helme; seine Seiten waren gut.
Der herrliche Jдger, der trug gar hoch seinen Mut. (981)

Weil ich euch der Mдre ganz bescheiden soll,
So war sein edler Kцcher guter Pfeile voll,
Mit goldenen Rцhren, die Eisen hдndebreit.
Wen er damit getroffen, dem war das Ende nicht weit. (982)

Da ritt der edle Degen waidlich aus dem Tann,
Ihn sahen zu sich kommen die in Gunthers Bann.
Sie liefen ihm entgegen und hielten ihm das Ross:
Da fьhrt er auf dem Sattel einen Bдren stark und groЯ. (983)

Als er vom Ross gestiegen, lцs't er ihm das Band
Vom Mund und von den FьЯen: Die Hunde gleich zur Hand
Begannen laut zu heulen, als sie den Bдren sahn.
Das Tier zum Walde wollte: Das erschreckte manchen Mann. (984)

Der Bдr in die Kьche von dem Lдrm geriet;
Hei! Was er von dem Feuer der Kьchenknechte schied!
Gerьckt ward mancher Kessel, zerzerret mancher Brand;
Hei! Was man guter Speisen in der Asche liegen fand! (985)

Da sprangen von den Sitzen die Herren und ihr Bann.
Der Bдr begann zu zьrnen; der Kцnig wies sie an
Der Hunde Schar zu lцsen, die an den Seilen lag;
Und wдr es wohl geendet, sie hдtten frцhlichen Tag. (986)

Mit Bogen und mit SpieЯen, man versдumte sich nicht mehr,
Liefen hin die Schnellen, wo da ging der Bдr;
Doch wollte niemand schieЯen, von Hunden wars zu voll.
So laut ward das Getцse, dass rings der Bergwald erscholl. (987)

Der Bдr begann zu fliehen vor der Hunde Zahl;
Ihm konnte niemand folgen als Kriemhilds Gemahl.
Er erlief ihn mit dem Schwerte, zu Tod er ihn da schlug,
wieder zu dem Feuer das Gesind den Bдren trug. (988)

Da sprachen die es sahen, er wдr ein starker Mann.
Die stolzen Jagdgesellen rief man zu Tisch heran:
Auf schцnem Anger saЯen ihrer da genug.
Hei! Was man Ritterspeise vor die stolzen Jдger trug! (989)

Die Schenken waren sдumig, sie brachten nicht den Wein:
So gut bedient mochten sonst Helden nimmer sein.
Wдren ihrer manche nicht so falsch dabei,
So wдren wohl die Recken aller Schanden bar und frei. (990)

Da sprach Kцnig Siegfried: “Mich verwundert sehr,
Man bringt uns aus der Kьche doch so viel daher,
Was bringen uns die Schenken nicht dazu den Wein?
Pflegt man so der Jдger, will ich nicht Jagdgeselle sein. (991)

“Ich hдtt es wohl verdienet, bedдchte man mich gut.”
Von seinem Tisch der Kцnig sprach mit falschem Mut:
“Man soll euch kьnftig bьЯen, was heut uns muss entgehn;
Die Schuld liegt an Hagen, der will uns verdursten sehn.” (992)

Da sprach von Tronje Hagen: “Lieber Herre mein,
Ich wдhnte, das Birschen sollte heute sein
In dem Spechtsharte: Den Wein sandt ich dahin.
Heut gibt es nichts zu trinken; doch vermeid ichs kьnftighin.” (993)

Da sprach der Niederlдnder: “Ich sag euch wenig Dank:
Man sollte sieben Sдumer mit Met und Lautertrank
Mir hergesendet haben; konnte das nicht sein,
So hдtte man uns besser gesiedelt nдher dem Rhein.” (994)

* Des wurde da nicht inne der verratne kьhne Mann,
Dass man solche Tьcke wider ihn hier spann.
Er war in hoher Tugend alles Falsches bar;
Seines Todes musst entgelten dem es nie ein Frommen war. (995)

Da sprach von Tronje Hagen: “Ihr edeln Ritter schnell,
Ich weiЯ hier in der Nдhe einen kьhlen Quell:
Dass ihr mir nicht zьrnet, da rat ich hinzugehn.”
Der Rat war manchem Degen zu groЯer Sorge geschehn. (996)

Siegfried den Recken zwang des Durstes Not;
Den Tisch er wegzurьcken so zeitiger gebot:
Er wollte vor die Berge zu dem Brunnen gehn.
Da war der Rat aus Arglist von den Recken geschehn. (997)

Man hieЯ das Wild aufsдumen und fьhren in das Land,
Das da verhauen hatte Siegfriedens Hand.
Wer es auch sehen mochte, sprach Ehr und Ruhm ihm nach:
Hagen seine Treue sehr an Siegfrieden brach. (998)

Als sie von dannen wollten zu der Linde breit,
Da sprach von Tronje Hagen: “Ich hцrte jederzeit,
Es kцnne Niemand folgen Kriemhilds Gemahl,
Wenn er rennen wolle; hei! Schauten wir doch das einmal!” (999)

Da sprach von Niederlanden Siegfried der Degen kьhn:
“Das mцgt ihr wohl versuchen: Wollt ihr mit mir hin
Zur Wette nach dem Brunnen? Wenn der Lauf geschieht,
Soll der gewonnen haben, welchen man gewinnen sieht.” (1000)

“Wohl, lasst es uns versuchen,” sprach Hagen der Degen.
Da sprach der starke Siegfried: “So will ich mich legen
Hier zu euern FьЯen nieder in das Gras.”
Als er das erhцrte, wie lieb war Kцnig Gunthern das! (1001)

Da sprach der kьhne Degen: “Noch mehr will ich euch sagen
All meine Gerдte will ich mit mir tragen,
Den Speer samt dem Schilde, dazu mein Birschgewand.”
Das Schwert und den Kцcher er um die Glieder schnell sich band. (1002)

Abzogen sie die Kleider von dem Leibe da;
In zwei weiЯen Hemden man beide stehen sah.
Wie zwei wilde Panther liefen sie durch den Klee;
Man sah bei dem Brunnen den kьhnen Siegfried doch eh. (1003)

Den Preis in allen Dingen vor manchem man ihm gab.
Da lцs't er schnell die Waffe, den Kцcher legt' er ab,
Den starken WurfspieЯ lehnt' er an den Lindenast:
Bei des Brunnens FluЯe stand der herrliche Gast. (1004)

Siegfriedens Tugenden waren gut und groЯ.
Den Schild legt' er nieder, wo der Brunnen floss:
Wie sehr ihn auch dьrstete, der Held nicht eher trank
Bis der Wirt getrunken: Dafьr gewann er ьbeln Dank. (1005)

Der Brunnen war lauter, kьhl und auch gut;
Da neigte sich Gunther hernieder zu der Flut.
Als er getrunken hatte, erhob er sich hindann
Also hдtt auch gerne der kьhne Siegfried getan. (1006)

Da entgalt er seiner Tugend; den Bogen und das Schwert
Trug Hagen beiseite von dem Degen wert.
Dann sprang er schnell zurьcke, wo er den WurfspieЯ fand
Und sah nach einem Zeichen an des Kьhnen Gewand. (1007)

Als Siegfried der Kцnig aus dem Brunnen trank,
Schoss er ihm durch das Kreuze, dass aus der Wunde sprang
Das Blut seines Herzens hoch an Hagens Staat.
Kein Held begeht wieder also groЯe Missetat. (1008)

Den WurfspieЯ im Herzen lieЯ er ihn stecken tief:
Wie im Fliehen Hagen da so grimmig lief,
So lief er wohl auf Erden nie vor einem Mann!
Als sich der starke Siegfried der groЯen Wunde besann, (1009)

Der Held in wildem Toben von dem Brunnen sprang;
Ihm ragte von den Schultern eine Speerstange lang.
Nun wдhnt' er da zu finden Bogen oder Schwert,
So hдtt er Lohn Herrn Hagen wohl nach Verdienste gewдhrt. (1010)

Als der Todwunde das Schwert nicht wieder fand,
Da blieb ihm nichts weiter als der Schildesrand.
Den hob er von dem Brunnen und rannte Hagnen an;
Da konnt ihm nicht entrinnen Kцnig Gunthers Untertan. (1011)

Wie wund er war zum Tode, so krдftig doch er schlug,
Dass von dem Schilde nieder rieselte genug
Des edeln Gesteins;
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